In Dortmund kippt die Stimmung, Stefan Kießling führt den Kotz-Jubel ein und Patrick Herrmann dreht einen neuen „Terminator“. Sitzt mit Popcorn auf der Couch: unsere 11 des Spieltags
Mats Hummels/Roman Weidenfeller
Nach dem 0:1 gegen Augsburg vor die schäumenden Fans zu treten, muss in etwa so verlockend gewesen sein, wie sich die Fußnägel mit dem Bolzenschussgerät zu schneiden. Umso größer ist der Respekt, den wir Mats Hummels und Roman Weidenfeller entgegenbringen, die nach der elften Pleite des BVB in dieser Saison genau das getan haben. Tatsächlich werden in Dortmund zur Zeit derart wenig Punkte gesammelt, dass selbst die örtlichen Supermarktketten ihre Payback-Systeme einstampfen. An der Dortmunder Grabesstimmung hat Hummels und Weidenfellers Gang in die Kurve freilich nicht sonderlich viel geändert, bei einer weiteren Pleite sollten die beiden vielleicht lieber auf den Weg in die Kurve verzichten. Oder eventuell ein Selbstverteidigungs-Bolzenschussgerät bei sich tragen. Was natürlich blöd ist, das gab es nämlich gerade bei Rewe als Payback-Prämie.
Jürgen Klopp
Kondolieren wollen wir an dieser Stelle Dortmunds Trainer Jürgen Klopp. Der Mann, der ansonsten fröhlicher dreinschaut als Lothar Matthäus auf einer Abi-Party, wirkt nach dem verpatzten Rückrundenstart seines Teams in etwa so ratlos wie Andy Möller vor einer Italien-Karte. In diesem Sinne wollen wir Kloppo Mut zusprechen: Schließlich ist die Zweite Bundesliga auch eine Bundesliga und als Champions League-Sieger kann man durchaus mit breiter Brust nach Sandhausen fahren, um dem direkten Konkurrenten um den Aufstieg ein Remis abzutrotzen.
Stefan Kießling
Gerne möchten wir Stefan Kießling an dieser Stelle die „11FREUNDE-Hässlette“ aus Schorf verleihen, schließlich schoss Kießling beim 1:0 gegen die Hertha das wahrscheinlich hässlichste Tor seiner Karriere. Einen Pass von Wendell rumpelte Kießling derart unansehnlich über Keeper Thomas Kraft hinweg ins Netz, dass er anschließend zum Torjubel an die Eckfahne lief und sich dort übergab. Außerdem sind wir uns sicher, dass der Ball noch im Flug „Bitte tötet mich“ geröchelt hat. Wozu sich aber niemand durchringen konnte. Leider, denn dem eher unterdurchschnittlichen Spiel hätte das sicherlich gut getan
Eric-Maxim Choupo-Moting
Gerüchten zufolge war der Elfer von Schalkes Eric-Maxim Choupo-Moting gegen die Bayern derart schwach geschossen, dass der Schalker Mannschaftsarzt dem Ball noch auf dem Weg in Manuel Neuers Arme eine Infusion legen musste, weil der Ball sonst verhungert wäre. Derzeit lieg der Ball auf der Intensivstation des Gelsenkirchener Krankenhauses, es geht ihm den Umständen entsprechend. Choupo-Moting wollte ihn auch schon am Krankenbett besuchen, ist mit seinen schwächlichen Oberschenkeln aber nicht die Treppen hochgekommen. Bitter.
Benedikt Höwedes
Dass Schalke trotz Choupo-Motings Fehlschuss noch einen Punkt aus München mitnahm, liegt an Benedikt Höwedes und seinem fast schon lächerlich schulbuchhaften Kopfballtor. Nach einer Ecke von Sidney Sam stand Höwedes wie auf einer unsichtbaren Treppe in der Luft und nickte den Ball mit der Körperspannung einer zuschnappenden Bärenfalle unhaltbar ins Eck. Ein Kopfballtor, so perfekt, dass in Horst Hrubeschs Wikipedia-Artikel nun ein Bild von Höwedes prangt.
Marcell Jansen
Noch am vorigen Spieltag unkten wir, dass „Schnecke“ ein viel besserer Spitzname für Marcell Jansen wäre als „Scorpion“. Nun müssen wir uns entschuldigen, denn im Spiel gegen Paderborn war Jansen bereits nach acht Sekunden zur Stelle und holte den Elfmeter zum 1:0 für den HSV heraus. Jansen ist damit derart schnell zum Abschluss gekommen, dass ihn nun schäbige Pick-Up-Artists als Gastdozent zu ihren fischigen Seminaren einladen. Was Jansen natürlich nicht macht, schließlich hat der Mann Stil, wie sein schönes Tor zum 2:0 bewies.
Stefan Aigner
4:1 gegen die Bayern, ein anschließender Sensationstransfer für geschätzte 32 Financialfairplayistnureinwortillionen – der VfL Wolfsburg schien derart entschlossen auf dem Weg an die internationale Spitze, dass man selbst bei der Quatar Sports Foundation neidische Blicke gen Autostadt richtete. Aber so ist das eben mit dem Hype, dem man nicht glauben soll: Mitunter reicht ein kerniger Bayer, der mit einem humorlosen Schuss ins lange Eck sämtliche Traumtänzereien erstmal wieder dämpft und mit einem trockenen 1:1 in Frankfurt Wolfsburg eben nur Wolfsburg sein lässt.
André Schürrle
Wolfsburgs Superneuzugang André Schürrle mag beim 1:1 in Frankfurt noch gar nicht gespielt haben, für unsere 11 des Spieltags reicht es aber dennoch. Warum? Weil nach anderthalb Jahren im Mutterland des Fußballs, nach traditionsreichen Stadtderbys in London, Spielen in 120 Jahre alten Stadien und gegen Klubs, die mehr Legenden in ihrer Hall of Fame haben als in Wolfsburg Schichtarbeiter am Band stehen, Schürrles erste Bundesligapartie nun am Samstag Wolfsburg gegen Hoffenheim heißen wird. Einhellige Redaktionsmeinung dazu: Tihihihihihihiihihihihihihihihihihihihihihihihihihihihihihihihihi
Gonzalo Jara
Die Kombination aus Grätsche von hinten, Textilvergehen und anschließender Backpfeife kennen wir so eigentlich nur vom Grabbeltisch-Samstag beim Wurst-Sonderpostenmarkt. Umso erfreuter waren wir, diesen Klassiker der Schäbigkeit in formvollendeter Ausführung vom Mainzer Gonzalo Jara präsentiert zu bekommen. Im Spiel gegen Hannover senste der Chilene zuerst mit Verve 96-Kapitän Stindl von den Beinen, um ihn anschließend per Trikotziehen zum Aufstehen zu animieren. Als das nicht klappte, rundete Jara seinen Asi-Move stilsicher mit einer Watschn ab, derentwegen Stindl dann doch aufsprang. Zur zünftigen Schubserei kam es aber nicht, auch weil der Schiedsrichter schnell zur Stelle war. Vielleicht auch eine Idee für den Wurst-Sonderpostenmarkt.
Patrick Herrmann
Gladbachs Patrick Herrmann ist zur Zeit besser in Form als Arnold Schwarzenegger zu besten Terminator-Zeiten. Schon gegen Stuttgart traf Herrmann zum Sieg, nun legte er gegen Freiburg nach und erzielte den Siegtreffer zum 1:0. Wir hoffen derweil inständig, dass er Gladbach damit nicht noch in die Champions League führt. Im Sommer sollen doch die Dreharbeiten zu dem neuen Terminator-Sequel beginnen, mit Herrmann in der Hauptrolle. Arbeitstitel: „Herrminator – Aufstand der Tormaschinen“