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Am Diens­tag­vor­mittag hat das Klub-Fern­sehen von Real Madrid Bilder voller Har­monie hinaus in die Welt gesendet. Wie Gareth Bale im Kreis der Mit­spieler lachte und scherzte und kickte, als sei da gar nichts gewesen, am Sonn­tag­abend beim Liga­spiel gegen UD Levante. Als der Waliser kurz vor Schluss einen höchst frag­wür­digen Elf­meter ver­wan­delte und noch frag­wür­diger jubelte, näm­lich gar nicht.

Wer glaubt noch dran?

Lucas Vaz­quez eilte von hinten herbei und schlang seine Arme um den Hals des Kol­legen, aber der stieß ihn einmal sanft weg und dann noch etwas hef­tiger. Bale rich­tete sein Zöpf­chen, ließ sich dann doch herab, Dani Car­vajal die Hand zu rei­chen, Luka Modric durfte ihm einen Klaps geben, im zweiten Anlauf wurde auch Vaz­quez seinen Glück­wunsch los. Es war wohl keine per­sön­liche Fehde zwi­schen den beiden. Vaz­quez hatte ein­fach das Pech des ersten Gra­tu­lanten, denn Bale wollte offen­sicht­lich eine Bot­schaft über­mit­teln: Ich gehöre nicht mehr zu dieser Mann­schaft! Der Trainer zeigt es mir oft genug, jetzt zeige ich es auch!

Das ist kein gutes Signal vor einer Woche, in der sich ent­scheidet, ob eine bis­lang miss­ra­tene Saison noch halb­wegs ver­söhn­lich endet. An diesem Mitt­woch (21 Uhr/​Dazn) emp­fängt Real im Rück­spiel des spa­ni­schen Pokals den FC Bar­ce­lona, drei Tage später gas­tiert der kata­la­ni­sche Lieb­lings­feind zu einem wei­teren Cla­sico im Estadio Sant­iago Ber­nabeu, am kom­menden Mitt­woch steht das Rück­spiel im Ach­tel­fi­nale der Cham­pions League gegen Ajax Ams­terdam an. Auf der Bühne Europa sieht es nach dem 2:1‑Sieg im Hin­spiel gut aus, auch im Pokal hat Real mit einem 1:1 beim ersten Ren­contre vor drei Wochen in Bar­ce­lona eine ange­nehme Per­spek­tive. Selbst in der Liga ergäbe sich mit einem Sieg bei dann nur noch sechs Punkten Rück­stand eine Mini­mal­chance. Wer aber mag schon daran glauben ange­sichts der ange­spannten Stim­mung in der Kabine?

Der Golfer“

Seit fünf­ein­halb Jahren spielt Gareth Bale für Real. Es war eine erfolg­reiche Zeit, gekrönt von vier Siegen in der Cham­pions League, in drei Finals wurde sein Name im Spiel­be­richt als Tor­schütze notiert. Aber richtig hei­misch ist der Waliser in Madrid nie geworden. Er spricht immer noch kein Spa­nisch“, sagt der Ver­tei­diger Mar­celo. Reals Tor­hüter Thibaut Cour­tois hat der bel­gi­schen Zei­tung HLN“ ver­raten, Bale werde in der Mann­schaft nur der Golfer“ genannt, weil er sich so oft auf den Drei-Loch-Platz am hei­mi­schen Landgut zurück­ziehe. Dass solche Geschichten aus­ge­plau­dert werden, sagt einiges über Bales Ansehen im Team.

Fünf Jahre litt der schnelle, aber recht ein­di­men­sio­nale Stürmer bei Real im Schatten von Cris­tiano Ronaldo, für den er seinen Platz auf dem linken Flügel auf­geben musste. Immer wieder beschwerte Bale sich beim Klub­chef Flo­ren­tino Perez. Der noto­ri­sche Spieler-Ver­steher Gian­carlo Ance­lotti hat dem Internet-Portal Il Napo­lista“ anver­traut, wie er Bale einmal wegen einer ego­is­ti­schen Ein­lage vom Platz befohlen habe, und es gab einen Krieg“. Ein halbes Jahr später war Ance­lotti seinen Trai­nerjob los.

Bale ist kein Anführer

Sein Nach-Nach­folger Zine­dine Zidane soll bei Perez auf einen Ver­kauf des eigen­sin­nigen Stür­mers gedrängt haben, aber der Prä­si­dent schickte lieber Ronaldo weg. Worauf Zidane im ver­gan­genen Sommer kurz nach dem Hat­trick in der Cham­pions League zurück­trat. Bale war der ein­zige Madrider, der ihm keinen Abschieds­gruß wid­mete. Zidane hatte sich seinen Unmut zuge­zogen, weil Bale im Kiewer Finale gegen den FC Liver­pool nicht für die Startelf nomi­niert worden war. Als er Monate später gefragt wurde, wer der bes­sere Trainer sei, Zidane oder der neu rekru­tierte Julen Lope­tegui – lau­tete die viel­sa­gende Ant­wort: Ich bin mir nicht sicher, ob ich darauf ant­worten möchte.“

Ronaldo ist weg, aber Bale immer noch kein Anführer. Unter Sant­iago Solari, dem Nach­folger des glück­losen Lope­tegui, ist Karim Ben­zema im Angriff gesetzt, es folgt Vaz­quez. Selbst Vini­cius Junior, ein 18 Jahre alter Bra­si­lianer, der zunächst nur für die zweite Mann­schaft vor­ge­sehen war, steht in der internen Rang­liste vor ihm. Bale saß zuletzt drei Spiele in Folge von Beginn an auf der Ersatz­bank.

Solari för­dert die Ruhe

Seine Reak­tion lässt wenig Raum für Inter­pre­ta­tion. Kameras fingen Bale ein, wie er demons­trativ gähnte. Sein spätes Tor im Derby bei Atle­tico beging der 29-Jäh­rige mit einer Cortes de manga, wie die Spa­nier das Schlagen der linken Hand in die rechte Arm­beuge bei gleich­zeitig nach oben schnel­lender Faust nennen. Es folgte das seltsam zele­brierte Siegtor gegen Levante, das Har­monie sug­ge­rie­rende Film­chen im Klub-TV und die Frage an den Trainer, ob er mit Bale schon über die jüngsten Ver­wer­fungen gespro­chen habe. Ich weiß schon, dass ihr euch alle dafür inter­es­siert“, sprach Solari am Tag vor dem Cla­sico gegen Barça. Aber das gehört zu unserer Pri­vat­sphäre.“