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Vor einigen Jahren hat der VfL Bochum ein Doku­ment ver­öf­fent­licht, das man auch heute noch leicht findet, wenn man die Begriffe Bochum“ und Leit­bild“ goo­gelt. Unser Leit­bild“ prä­sen­tiert viele starke Worte, die das Bild eines Ver­eins zeichnen, in dem jeder mit jedem kann. Zum Bei­spiel diese hier: Inmitten des Ruhr­potts bilden wir ein sym­pa­thi­sches Gegen­ge­wicht: selbst­be­wusst statt selbst­ge­fällig, boden­ständig statt abge­hoben, anfassbar statt unbe­rührbar.“

Früher lachte man über Schalke und Dort­mund

Von diesem sym­pa­thi­schen Gegen­ge­wicht“ ist der­zeit nicht mehr viel übrig geblieben. Im Ver­gleich zu den benach­barten Riesen aus Dort­mund und Gel­sen­kir­chen hat sich der ansonsten eigent­lich boden­stän­dige und anfass­bare Zweit­li­ga­klub in den ver­gan­genen Monaten das Image einer unbe­re­chen­baren Diva erar­beitet. Früher lachte man sich in Bochum ins Fäust­chen, wenn auf Schalke Son­nen­kö­nige regierten oder beim BVB wilde Per­so­nal­ent­schei­dungen getroffen wurden, heute berichten die ört­li­chen Medien von der Bochumer Chaos-Chronik“ (Revier­sport) und einem sich selbst zer­le­genden“ Revier­verein (Der Westen). Dass kurz vor Hei­lig­abend zwei Auf­sichts­rats­mit­glieder ihren Rück­tritt ver­kün­deten, dar­unter der Schrift­steller Frank Goosen, und Finanz­vor­stand Wilken Engel­bracht seinen Abschied zur Jah­res­mitte ankün­digte, war nur die Kir­sche auf dem Haufen. Es löste in der Fan­szene so hef­tige Pro­test aus, dass sie mög­li­cher­weise Folgen für die Zukunft des Ver­eins haben.

Gerrit Star­cewski ist einer der Wort­führer der Pro­test­be­we­gung. Als Foto­graf und Macher der Pottoriginale“-Dokumentationen und des kürz­lich ange­lau­fenen, gleich­na­migen Spiel­films, ist er beim VfL ein bekanntes Gesicht. Gemeinsam mit Ultra-Vor­sänger Simon Zimmer und Andreas Wie­mers, der bereits 2010 an der Ent­mach­tung von Ver­eins­boss Werner Alte­goer betei­ligt war, hat er am zweiten Weih­nachtstag die Online-Peti­tion Rettet den VfL – jetzt!“ aus­ge­rufen. Erklärte Ziele der Peti­tion: a) Aus­sprache zwi­schen Auf­sichtsrat, Vor­stand und Mit­glie­dern über die Ent­wick­lungen in den zurück­lie­genden Wochen. b) Abbe­ru­fung des Auf­sichts­rats­mit­glieds Hans-Peter Villis. c) Beschluss zur Ein­be­ru­fung einer außer­or­dent­li­chen Mit­glie­der­ver­samm­lung zur Neu­wahl des Auf­sichts­rates.“ 2252 Men­schen haben unter­schrieben (Stand: 3. Januar, 12:00 Uhr), viele von ihnen stimm­be­rech­tigte Mit­glieder. Es ist übri­gens nicht die erste Peti­tion dieser Art, bereits einen vom fan­club blau-weiße brille“ ini­tierten Aufruf unter­schrieben 1592 Befür­worter. Gerrit Star­c­zewski spürt bereits einen Hauch von Revo­lu­tion“.

Das Ver­halten ist ver­eins­schä­di­gend“

Der VfL hat ein Iden­ti­täts­pro­blem“, sagt er, es ist traurig, aber wenn mich jemand fragen würde, wofür mein Verein im Jahr 2018 steht, dann könnte ich darauf keine Ant­wort geben.“ Was in der Hin­runde pas­siert sei, war ver­eins­schä­di­gend und so einen Weg wollen wir nicht mehr weiter mit­gehen.“ Star­c­zewski war wie viele Unter­stützer dieser neuen Peti­tion Gegner der im Oktober beschlos­senen Aus­glie­de­rung der Pro­fi­mann­schaft, für die schließ­lich über 80 Pro­zent der Mit­glieder stimmten. Die Aus­glie­de­rung sei aller­dings nicht das größte Pro­blem, sagt Star­c­zewski, son­dern ein Punkt von vielen.