Ja, es ist Liebe! Eine Flut von romantischen Romanen zeigt endlich, worum es den Profis geht, nämlich nicht um Siege, Tore und Pokale. Sondern darum, die Richtige fürs Leben zu finden.
Antó Marques ist verzweifelt. Da will der Weltfußballer, der gerade zum FC Düsseldorf gewechselt ist, endlich sein möbliertes Luxusdomizil beziehen, und was muss er feststellen: Das Haus ist ganz in Rosa eingerichtet. Verständlich, dass Antó erst mal die Raumausstatterin zur Schnecke macht, auch wenn er feststellen muss, dass diese Milena bei Licht betrachtet ziemlich attraktiv ist. Einstweilen überwiegt jedoch die Wut über den rosafarbenen Albtraum, und so nehmen die Scharmützel und Verwicklungen ihren Lauf, bis nach zweihundert atemlosen Seiten die Weltfußballerraumausstatterin schließlich doch noch zur Weltfußballergattin in spe wird.
Glaube übrigens niemand, dass es sich bei der obenstehend knapp, aber hinreichend zusammengefassten Romanhandlung um eine exotische Rarität auf dem Buchmarkt handelt. Das Gegenteil ist der Fall. Wer einmal anfängt zu wühlen, stößt auf zig, wenn nicht Hunderte von Veröffentlichungen, die in ihrer Gesamtheit ein eigenes Subgenre einer Literaturgattung bilden, deren Existenz den meisten 11 FREUNDE-Leserinnen und ‑Lesern bis dato möglicherweise verborgen geblieben ist: die Sports Romance.
„,Antó’, keuchte sie und krallte ihre Hände in die Tagesdecke“
Was es über American Football („One Night With the Quarterback“), Eishockey („Body Check“) und Basketball („Stealing Kisses“) gibt, existiert natürlich auch für den Fußball, und ja, auch hier unter uns, mitten in Deutschland. Allein die Vielschreiberin Genovefa Adams hat im Rahmen ihrer Reihe um den fiktiven FC Düsseldorf 36 „Romane“ auf den Markt geworfen, in denen so ziemlich jede amouröse Konstruktion durchdekliniert wird, die im Geflecht eines Profifußballklubs überhaupt theoretisch vorstellbar ist: Fußballer mit Managertochter, Fußballer mit Mitspielergespielin, Fußballer mit Klatschreporterin, Torwarttrainer mit Poststellenmitarbeiterin.
Andere Autorinnen – das Genre wird offenbar ausschließlich weiblich bedient – verlegen die Handlung nach Spanien („Liebe im Abseits“) oder in die englische Provinz („Secret Kiss“-Reihe), doch auch dort geht es stets immer nur um das eine: dass sich die in Liebe entflammten, sich dessen aus dramaturgischen Gründen aber zunächst unbewussten, wenn nicht gar widerspenstigen Protagonisten am Ende doch noch irgendwie kriegen. Ob das Runde ins Eckige geht, interessiert dabei höchstens am Rande.
Wer sich, ob aus beruflichen Gründen oder im Rahmen eines bizarren Selbstexperiments, für ein paar Tage in diese Welt begibt, durchlebt eine seltsame Metamorphose. Was, wenn man den ganzen Fußballkram bis dahin komplett falsch bewertet hat? Was, wenn es im Profizirkus in Wahrheit um ganz andere Dinge geht, als man immer gedacht hat? 4−2−3−1? Ist vielleicht keine taktische Grundformation, sondern die Kombination für den Safe, in dem die Hochzeitsklunker liegen. Schmerz? Empfindet der Kicker nicht, wenn ihm einer auf die Socken steigt, sondern wenn ihn die Angebetete versetzt. Mitspieler? Sind keine potentiellen Konkurrenten um den Stammplatz, sondern Nebenbuhler im Liebesreigen.
Wenn das alles tatsächlich so ist, dann muss die Fußballgeschichte neu geschrieben werden. Dann werden Profis nicht in erster Linie von der Sucht nach Erfolg und Reichtum getrieben, sondern vom tiefverwurzelten Wunsch, die Eine, die Richtige zu finden. Schnüff.