Achtung Leute, hier kommt das nächste große Ding: Real-Madrid-gut-finden! Ab in den Learjet, Cristiano Ronaldo feiern und als Toni Kroos wiedergeboren werden. Unser Autor zeigt, wie´s geht.
Gestern auf dem Sofa, gegen Zwanzig nach Neun. Freund ist vorbeigekommen, im Fernsehen läuft Dortmund gegen Real. Ich so: „Mir ist in den letzten Monaten was Seltsames aufgefallen.“ Er „Hm, was denn?“ Kurzes Rumdrucksen von meiner Seite, dann Geständnis: „Also, ich finde Real Madrid inzwischen ganz gut.“ Er schweigt, dann nickt er: „Ich hätte es nicht gesagt, aber mir geht es genauso.“
Nun soll Real-Madrid-gut-finden hier nicht gleich als neuer Trend für weggemurmelte Männergeständnisse ausgerufen werden. Oder vielleicht doch: Wenn ich noch ehrlicher bin, finde ich Real Madrid im Moment sogar ziemlich spitze, und das liegt nicht daran, dass sie in Dortmund ziemlich glücklich einen Handelfmeter gegen sich umschifft haben.
Im Geist von Kir Royal
Früher war die Geschichte über die hierzulande so genannten „Königlichen“ vor allem im Gegensatz zum FC Barcelona schnell erzählt und das nicht zum Vorteil der Schnösel aus der Hauptstadt. Barcelona waren die, die dank des revolutionären Tiki-Taka jeden Fußballfan staunen ließen. Dessen Protagonisten um den lieben Superzwerg Lionel Messi waren bescheidene und anständige Kicker, wie der ganze Klub ein Ausdruck des unbändigen Freiheitswillens war. Real Madrid dagegen repräsentierte Ausdruck zentralistische Unterdrücker und zeigte sich auf dem Rasen ein Haufen Superstars, zusammengestellt wie im Geist von Kir Royal: „Ich scheiß euch zu mit meinem Geld.“
Inzwischen jedoch stellt sich raus, das der FC Barcelona auch ziemlich viel Geld verjubelt, dabei einem Kassenwesen im Graubereich zu haben scheint, und der katalanische Freiheitswille kommt eher wie der Egoismus einer wohlhabenden Region über. Das Spiel der Mannschaft ist zwar immer noch hübsch anzusehen, aber das Revolutionäre daran ist weg.