Aufsteiger Wattens will den alpenländischen Fußball pimpen – mit einem neuen Namen, der an alten Glanz erinnert. Und mit einer Präsidentin, die sich gern selbst inszeniert.
Das offizielle Mannschaftsfoto der vergangenen Saison verrät einiges über diesen Verein. Und über seine Präsidentin. Darauf zu sehen: Profis, Trainer- und Betreuerstab der WSG Wattens, artig aufgereiht vor einem alpenländischen Berg-Panorama. In der mittleren Reihe steht Diana Langes-Swarovski (47), gehüllt in ein luftiges weißes Sommerkleid. Die langen blondierten Haare wehen im lauen Sommerwind. Eine schöne Frau, eingerahmt von 31 männlichen Untergebenen.
Diana Langes-Swarovski ist vieles: Ex-Model, Multimillionärin, mehrfache Mutter, Society-Star, Betreiberin einer Büffelfarm in Venezuela, Besitzerin eines gigantischen Waldes in Schottland, Parfüm-Kreateurin, Pappbecher-Produzentin und: Ur-Ur-Enkelin von Daniel Swarovski, dem Begründer der weltbekannten Kristall-Kitsch-Dynastie aus dem schönen Tirol. Doch das allein genügte ihr offenbar nicht.
Eine neue Leitfigur für den Verein
2013 übernahm Diana auf Wunsch ihres Vaters, des ehemaligen Klubchefs Gernot Langes-Swarovski, die Präsidentschaft der WSG Wattens. Vor wenigen Tagen führte sie den Tiroler Provinzverein in die Erstklassigkeit. Auf ihrer persönlichen Homepage (dianalanges.com) heißt es dazu erfrischend unbescheiden: „Sie trat in große Fußstapfen, stellte sich dieser Verantwortung und verlieh dieser Position ein vollkommen neues Gesicht: Medial stets präsent, mit unübersehbarer Freude am Fußballsport und mit frischen Ideen ist es ihr nicht nur gelungen, mit der WSG in eine neue Liga aufzusteigen, sondern dem Verein eine neue Leitfigur zu geben.“
Nun stehen die WSG Wattens und ihre neue Leitfigur im Rampenlicht der österreichischen Bundesliga. Dort wollen sie ihre bislang so erfolgreiche Symbiose fortsetzen: Frei nach dem Motto „Bekanntheit schafft Bekanntheit“ soll der Glanz der Patronesse auf den etwas graumausigen Verein abstrahlen. Im Gegenzug erhöht der Fußball die Medienpräsenz von Langes-Swarovski und bietet ihr ein attraktives Spielfeld, um beispielsweise ihre Herren-Parfümserie zu bewerben.
„WSG Swarovski Tirol“
Auch Österreichs Fußball profitiert vom Aufstieg der WSG Wattens, denn Diana Langes-Swarovski erhöht den überschaubaren Bling-Bling-Faktor der Liga exponentiell. Zumal die ausgewiesene Marketing-Expertin ihren Klub künftig als „WSG Swarovski Tirol“ an den Start schickt, was – wohl nicht ganz zufällig – an den „FC Swarovski Tirol“ erinnert. Unter dieser Bezeichnung ging zwischen 1986 und 1992 der Tiroler Traditionsklub Wacker Innsbruck auf Titeljagd und gewann unter Trainerlegende Ernst Happel zwei Meisterschaften.
Die Kehrseite der Medaille: Neben ihrem angestammten Vereinsamen büßten die Innsbrucker damals auch ihre Klubfarben Schwarz und Grün ein, mussten stattdessen in Violett-Weiß auflaufen. Nach nur sechs Jahren war das Retortenbaby gestorben. Swarovski stellte die finanzielle Beatmung ein. Dennoch gilt jenes Modell in Österreich als Vorbild für die spätere Abwicklung von Austria Salzburg und die Umwandlung in RB Salzburg.
Wacker Innsbruck darf heute wieder unter seinem alten Namen spielen. Doch der Klub, für den einst ein gewisser Hansi Müller auflief, ist soeben frisch aus Österreichs Bundesliga abgestiegen. Und das spielt Diana Langes-Swarovski zusätzlich in die Karten: Sie will nun die WSG Wattens alias WSG Swarovski Tirol „zum Klub für alle Tirolerinnen und Tiroler“ machen.
Vorerst aber ist die WSG (steht für Werkssportgemeinschaft) vor allem der Klub ihrer Präsidentin: Kein Bericht über den Aufsteiger kommt dieser Tage ohne ein großformatiges Foto der schillernden Swarovski-Erbin aus. Kaum ein anderer Vereinsvertreter kommt großartig zu Wort. Langes-Swarovski inszeniert sich mal als hemdsärmeliger Fußballfan in Jeans, mal als joviale Präsidentin im dekolletierten Kleid, mal als knallharte Managerin im dunklen Businesskostüm – oder, wie auf ihrer Homepage, als Hühner fütternde Tiroler Landfrau mit Strohhut.
„Ich bin ein großer Fan von ihm!“
Schon jetzt zeigt sich manch ein Ligakonkurrent wahlweise belustigt oder, nun ja, genervt ob dieser One-Woman-Show. Doch wer Diana Langes-Swarovski kennt, weiß: Der Aufstieg war erst der Anfang. Im langen Schatten der alles überstrahlenden Leitfigur soll ein nachhaltig erfolgreicher Klub gedeihen. „Vor fünf Jahren habe ich gesagt, ich will die Nummer 1 in Tirol sein“, sagte die Frontfrau dem Boulevardblatt „Österreich“ bei einem Interviewtermin in Marbella. „Das haben wir geschafft. Jetzt kommt der nächste Abschnitt.“
Für die weitere Zukunft kokettiert Langes-Swarovski sogar mit der Verpflichtung von Ex-BVB-Coach Peter Stöger, den sie zu ihrem persönlichen Freundeskreis zählt: „Ich bin ein großer Fan von ihm!“, sagt die Unternehmerin über Stöger. „Er ist als Mensch, Trainer und Fußballexperte eine bewundernswerte Person.“ Zurzeit aber, das stellt Langes-Swarovski klar, sei sie mit ihrer sportlichen Führung durchaus zufrieden.
Schon bald ist übrigens wieder Fototermin bei der WSG Wattens alias WSG Swarovski Tirol. Wer aufs offizielle Mannschaftsbild schafft, ist in vielen Fällen noch offen; die Kaderplanung für die Erstklassigkeit läuft gerade. Ein Platz aber ist reserviert – für eine blonde Dame im luftigen Sommerkleid. Oder trägt man in Österreichs höchster Spielklasse doch besser ein Businesskostüm? Keine Sorge, Diana Langes-Swarovski hat es bislang immer verstanden, sich angemessen zu inszenieren.