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Seite 2: Ankündigen ist nicht Umsetzen

Aber nicht alle Beob­achter sind damit zufrieden: Human Rights Watch, eine nicht staat­liche Orga­ni­sa­tion für Men­schen­rechte, sieht wei­terhin Hand­lungs­be­darf in dem kleinen Emirat: Die Regie­rung Katars hat bereits öfters Reformen ange­kün­digt. Sie wurden aller­dings nicht umge­setzt – oder gingen nicht weit genug“, sagt Minky Worden, Director of Global Initia­tives bei Human Rights Watch in New York. Ein wei­teres Pro­blem sei die feh­lende Trans­pa­renz in dem Land. Hält man sich an die Vor­gaben auf den Bau­stellen? Wird nach den neuen Gesetzen gehan­delt? Katar hält sich bedeckt.

Hinzu kommt das Kafala-System: Da aus­län­di­sche Arbeiter über 80% der Erwerbs­tä­tigen in Katar aus­ma­chen, ist die Büro­kratie des Staates über­for­dert. Des­halb braucht jeder aus­län­di­sche Arbeiter einen Bürgen, meis­tens den Arbeit­geber, der sich um seine Regis­trie­rung küm­mert und ihm dafür als Sicher­heit den Pass abnimmt. Da bei Unstim­mig­keiten der Arbeit­geber jeder­zeit den aus­län­di­schen Arbeiter aus­weisen kann, sind die Arbeiter von ihren Arbeit­ge­bern abhängig in einem Land, in dem es weder Min­dest­lohn noch Gewerk­schaften gibt. Für Worden ist dies nichts Neues: Wenn wir uns die Länder ansehen, die große Sport­events aus­tragen, sehen wir häufig schlechte Arbeits­be­din­gungen für aus­län­di­sche Arbeiter. Die Umwelt wird ver­schmutzt, die Pres­se­frei­heit ein­ge­schränkt.“

Kon­trolle ist besser

In Bezug auf Rum­me­nigges Kom­mentar, dass es sich hierbei um ein Ver­trau­ens­ver­hältnis han­delt, gibt sie sich diplo­ma­tisch: Wenn man von einer ver­trau­ens­vollen Bezie­hung spricht, dann ist es wichtig, die Rich­tung zu hin­ter­fragen, in die diese Bezie­hung führt. Sie sollte zu Reformen führen. Oder zu Fragen, warum die Reformen nicht umge­setzt werden. Oder warum es keine Gewerk­schaften in diesem Land gibt.“ Der FC Bayern könnte wie jeder andere Klub oder Natio­nal­mann­schaft, die zum Trai­nieren oder zur WM nach Katar kommen würden, Druck auf das Emirat aus­zu­üben. Denn dass die Sta­dien nun unter bes­seren Umständen gebaut werden würden, reiche nicht aus, um dies als Erfolg für den Fuß­ball zu titu­lieren. Die Mann­schaft nutzt ja auch die gerade fer­tig­ge­stellten Hotels oder die neue Infra­struktur auf dem Weg ins Sta­dion, die unter gefähr­li­cheren Bedin­gungen gebaut wurden.“

Trotz all den Rück­schlägen gibt sich Worden wei­terhin hoff­nungs­voll: Ich glaube, dass deut­sche Fans nicht in einem Sta­dion sitzen wollen, für das aus­län­di­sche Arbeiter mit ihrem Leben gezahlt haben“, sagt sie und hofft darauf, dass die Fans ihren Verein an seine Werte erin­nern: Gleich­be­rech­ti­gung und Fair­ness. Karl-Heinz Rum­me­nigge wäre in Anbe­tracht der Lage in Katar ein altes Sprich­wort zu emp­fehlen: Ver­trauen ist gut. Kon­trolle ist besser.