Der Geister-Fußball produziert auf dem Rasen keine Gewinner und keine Verlierer. Jedenfalls keine anderen als vorher.
Etwas anders ist das Bild, wenn man in Spieldaten nach Abweichungen zu den Spielen gräbt, die vor Publikum ausgetragen wurden. So führten nur fünf Mannschaften mehr Zweikämpfe als vorher, wobei der FC Bayern bei seinem Spiel bei Union Berlin mit einem Plus von 13,5 Prozent besonders auffiel. 13 Team hingegen lagen unter ihrem Durchschnittswert vor den Geisterspielen, vielleicht fehlte ihnen wirklich der Antrieb von außen.
Der Eindruck bestätigt sich nicht beim Blick auf den Wert, mit den man die Intensität des Pressings feststellen kann, der „Passes Per Defensive Action“ heißt. Hier fiel nur zum Amtsantritt von Bruno Labbadia bei Hertha BSC auf, dass die Mannschaft deutlich mehr presste als zuvor. Dagegen brach der Wert bei Borussia Mönchengladbach geradezu ein, was sich aber vermutlich eher durch die Strategie beim Sieg in Frankfurt erklärte. Die Nettospielzeit lag bei elf Teams höher als im Saisonschnitt, obwohl es teilweise durchaus länger dauerte, einen Ball am Seitenrand zu suchen, als ihn von Balljungen zugeworfen zu bekommen. Andererseits waren die Spielunterbrechungen kürzer, weil es für lange Diskussionen mit dem Schiedsrichter kein Publikum gab, das man auf seine Seite hätte ziehen können.
Es kamen vier Prozent der Schüsse weniger aufs Tor als vor der Corona-Pause und es gab über 20 Prozent weniger erfolgreiche Dribblings, was jeweils dafür spricht, dass die Feinjustierung noch nicht genau stimmte. Aber wie bei den vorherigen Zahlen gilt auch hier, dass man sehen wird, wie sie sich entwickeln werden, wenn sich die Teams mehr an die Geisterspiele gewöhnt haben. So bizarr die Umstände sein mögen, sie beeinflussen das Geschehen auf dem Rasen weniger als man vielleicht hätte erwarten können. Der Geisterfußball unterscheidet sich sportlich gesehen nicht so sehr von dem vor Publikum.
Dieses „Bleibt alles anders“ beinhaltet eine wahlweise gute oder ziemlich deprimierende Erkenntnis: In der Pause sind die Mannschaften nicht auf wundersame Weise andere geworden. Und das Spiel hat sich nicht in einen anderen Wettbewerb verwandelt, in dem Bremen oder Schalke wundersam aufblühen oder Bayern und Dortmund traurig eingehen. Wer vorher gewonnen hat, wird es auch weiter tun. Wer vorher verlor, wird es ebenfalls weiter tun. Er ist in seiner Trostlosigkeit nur auch noch allein.