Rielasingen? Lehe? Morlautern? Was sind das für Dörfer, die in der ersten Pokalrunde die Großen ärgern wollen? Wir stellen sie vor und sagen, was für eine Sensation spricht.
1. FC Rielasingen-Arlen
Liga: Verbandsliga Südbaden (6. Liga)
Spielt gegen: Borussia Dortmund
Einwohner: 11807
Bekannt für: Die Museumsbahn. Rielasingen-Worblingen (Arlen wurde einst eingemeindet) ist nämlich nicht nur das Geräusch, das verkaterte 11FREUNDE-Redakteure machen, wenn sie sich morgens den Hals befreien, sondern auch ein schmuckes Städtchen voller Sehenswürdigkeiten. Da wäre neben vielen weiteren Highlights (Talwiesehallen! Pfarrkirche St. Stephan!! Burg Rosenegg!!!) vor allem die Museumsbahn zu nennen, die auf der seit 2004 stillgelegten Bahnstrecke Etzwilen-Singen Dampffahrten bis ins schweizerische Stein am Rhein anbietet und sieficwd… entschuldigung, unsere Finger sind eingeschlafen.
Warum der Klub weiterkommt: Magie. Denn wie auf folgendem Video vom Tag der Auslosung ganz klar zu erkennen ist, hexen sich die Rielasing-Arlinger den Gegner mit „Borussia, Borussia“-Gemurmel quasi herbei.
Leher TS
Liga: Bremen-Liga
Spielt gegen: 1. FC Köln
Einwohner: 2317
Bekannt für: Geld. Denn nicht weniger als ein Ausschnitt des Vermessungsnetzes, das Carl Friedrich Gauß 1825 in Lehe mit trigonometrischen Messungen skizzierte, zierte die Rückseite des letzten 10-Mark-Scheins. Beeindruckt? Nein? Wir schon, schließlich rechnen wir immer noch alles in Mark um und finden es generell toll, dass man Geld gegen Waren und Dienstleistungen eintauschen kann. Wem dieser Fun Fact nicht genügt, dem sei gesagt, dass Lehe, selbst nur ein Stadtteil von Bremerhaven, einen weiteren, kleineren Stadtteil beinhaltet, mit dem bundesweit unbestreitbar besten Stadtteil-Namen „Speckenbüttel“. Außerdem kämpfte Lehe zwischen 1484 und 1499 an der Seite des Hauses „Wursten“ erfolgreich gegen irgendeinen Erzherzog, dessen Namen wir an dieser Stelle aber nicht mehr recherchieren können, weil wir zum Fleischer müssen.
Warum der Klub weiterkommt: Erfahrung. Zwar ist der Leher TS überhaupt erst das erste Mal im DFB-Pokal dabei, allerdings hat der Klub einst niemand geringeren als Egon Coordes hervorgebracht. Als Co-Trainer ist Coordes bei den Bayern 1985, 1986, 1989 und 1990 Deutscher Meister geworden, außerdem trainierte er anschließend noch den VfB Stuttgart, den HSV, Al-Ahli, Austria Wien, Hannover 96, FC Luzern, Irans U23, Al-Khaleej und ja, bevor ihr fragt, auch den FC Gatt. Ein Mann mit einer derartigen Vita wird seinem Heimatklub ja wohl ein paar hilfreiche Tipps geben können. Augenthaler als Libero auflaufen zu lassen etwa, oder dem jungen Stefan Effenberg mal eine Chance im Mittelfeld zu geben.
TuS Erndtebrück
Liga: Regionalliga West
Spielt gegen: Eintracht Frankfurt
Einwohner: 7206
Bekannt für: Militär. Und das nicht zu knapp. In Erndtebrück befindet sich die Hachenberg-Kaserne, Standort des Einsatzführungsbereiches 2 der Luftwaffe, außerdem das Control and Reporting Centre mit ECM-gehärteten oberirdischen Einsatzgebäude, was immer das auch ist, außerdem ein Systemunterstützungzentrum für die Führungsdienste der Luftwaffe, eine Sanitätsstaffel und ein Phased-Array Radarsystem des Typs GM 406F zur Luftverteidigung. Endlich mal ein Klub also, der in Sachen Pyro mit den Frankfurter Fans mithalten kann.
Warum der Klub weiterkommt: Der Überraschungseffekt. Auf den ersten Blick spricht nämlich nicht sonderlich viel für einen Sieg der Erndtebrücker, aber geht man bei der Recherche in die Tiefe, entdeckt man, dass die Partnerstadt Erndtebrücks das französische Städtchen Bergues ist. Bei Cineasten unter den Lesern klingelt es nun, schließlich wurde in Bergues einst der Kino-Überraschungshit „Willkommen bei den „Sch’tis“ gedreht. Darin geht es bekanntlich um einen Städter, der aufs Land muss und dort sein blaues Wunder erlebt. Ein Omen? Sch’teile These, aber möglich.
SV Morlautern
Liga: Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar
Spielt gegen: SpVgg Greuther Fürth
Einwohner: 3056
Bekannt für: Kaiserslautern. Morlautern liegt nämlich nur knapp 1,5 Kilometer von Kaiserslautern entfernt, laut „Wikipedia“ fährt die „Linie 112 (ehemals Linie 12) im halbstündigen Takt“ nach Kaiserslautern. In Ermangelung an spannenden Infos über den Ort möglicherweise das einzige Mal in der Geschichte Wikipedias, dass eine Buslinie erwähnt wird (außer vielleicht im Artikel über Buslinien). Ganz niedlich hingegen ist der Umstand, dass Morlautern einen Ortsteil hat, der Waschmühle heißt und am Eselsbach liegt. Erstmals erwähnt wurde Morlautern zudem als „Hof mit Wald im Morluter“. Insgesamt eine Ortsbeschreibung, die verdächtig nach Herr-der-Ringe-Fanfiction klingt. Unsere Sympathien wachsen.
Warum der Klub weiterkommt: Aus Dankbarkeit. Es ist nämlich an der Zeit, dass sich Fußballdeutschland endlich mal richtig beim berühmtesten Morlauterer bedankt. Kein geringerer als Werner Kohlmeyer, Weltmeister 1954, ließ seine Karriere beim SV Morlautern ausklingen. Und schließlich war es „Kohli“, der, so Hardy Grüne in seiner großen WM-Enzyklopädie, oftmals in „höchster Not rettete und allein zweimal auf der Linie zur Stelle war, als Turek längst geschlagen war.“ Ein Verdienst am Deutschen Fußball, der nun endlich mal gewürdigt werden muss.
Sportfreunde Dorfmerkingen
Liga: Verbandsliga Württemberg
Spielt gegen: RasenBallsport Leipzig
Einwohner: 1102
Bekannt für: Blasmusik. Aus Dorfmerkingen kommen nämlich die Original Härtsfelder Musikanten, die mit einem Gründungsdatum von 1751 eine der ältesten Musikkapellen Baden-Württembergs sind. Mehr noch: Neuere Nachforschungen gehen sogar davon aus, dass es Blasmusik in Dorfmerkingen bereits seit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs gab. Erstaunlich. Und überaus passend: Schließlich ist der Mäzen des Pokalgegners ebenfalls sehr musikalisch und spielt in Interviews zum Thema Flüchtlinge gerne mal die Flachpfeife.
Warum der Klub weiterkommt: Euphorie. Denn mit Landesliga-Meisterschaft, Ba-Wü-Pokalsieg und Aufstieg in die Verbandsliga konnte gerade das eine Art Triple eingefahren werden. Dass mit RB Leipzig leider kein richtiger Fußballklub zum DFB-Pokalspiel kommt, kann da die Laune nicht trüben.