Fans des spanischen Klubs Yeclano Deportivo wollen Beleidigungen und Gewalt im Stadion stoppen. Und gehen mutig voran. Das Erstaunliche: Viele andere folgen ihnen.
Von Beruf ist David Dominguez eigentlich Komiker. Doch der langjährige Fan des spanischen Drittligisten Yeclano Deportivo meint es ernst, wenn er sagt, die Lage in seinem Klub habe sich um 180 Grad gedreht: „Die Hasstiraden und Aggressionen von früher haben sich in Respekt verwandelt, und die Stimmung ist insgesamt viel besser und positiver geworden“, erklärt Dominguez in der Zeitung „El Pais“. „Unsere Heimspiele sind mittlerweile echte Fußballfeste. Es gibt so viele verschiedene Fanszenen – aber diese hier ist definitiv einzigartig.“
Vor jedem Match – und manchmal auch währenddessen – singen sie im kleinen Estadio Municipal La Constitución (3.500 Plätze) dieses großartige Lied:
„Schon mein Opa nahm mich mit, um Yeclano zu sehen.
Nun bin ich groß und mein Opa nicht mehr da.
Meine Familie heißt jetzt ‚Curvabar‘!“
Doch wer zur Familie gehören will, muss sich anständig benehmen, denn „Curvabar“, der dominierende Fanclub von Yeclano Deportivo hat sich bei seiner Gründung im Jahr 2017 selbst auferlegt, immer und überall freundlich zu sein: zu gegnerischen Spielern und Fans, zu Polizei und Ordnern. Auch zu den Politessen, die rund um das Stadion Strafzettel verteilen und – ja, selbst zum Schiedsrichter, ganz egal, was der sich zusammenpfeift. Die Höchststrafe, die einen Unparteiischen in Yecla ereilen kann, ist der höflich vorgetragene Hinweis: „Herr Kollege, Sie haben sich geirrt!“ Als Sprechgesang.
Anfangs belächelt und teils sogar verhöhnt, haben die freundlichen Fans von „Curvabar“ (benannt nach jener Kurve, unter der sich die Stadion-Bar befindet) einen beeindruckenden Siegeszug hingelegt. Innerhalb von nur einem Jahr hatte der neue Spirit das komplette Stadion von Yeclano Deportivo erfasst – und nicht nur das: Der Zuschauerschnitt bei den Heimspielen wuchs in der Folge ebenso rasant an wie die Punkteausbeute. Es war, als wäre ein Wunder geschehen.