Nach dem Fast-Abstieg in der vergangenen Spielzeit steht der SV Werder Bremen nun im Niemandsland der Tabelle. Vor allem, weil sie sich defensiv stabilisiert haben. Fünf Beobachtungen zur Bremer Saison.
Vor ziemlich genau einem Jahr beteten die Bremer Anhänger für einen Abbruch der Bundesliga-Saison. Als das Corona-Virus die Liga in eine Zwangspause schickte, lag Werder vier Zähler entfernt vom rettenden Relegationsrang. Angesichts der Bremer Leistungen schien es kaum möglich, dass dieser Rückstand noch aufgeholt werden könnte.
Ein Jahr später gerät die Horror-Saison inklusive Relegationsrettung mehr und mehr in Vergessenheit. Werder befindet sich nach 26 Spieltagen auf einem komfortablen 12. Platz. Dass Werder mit dem Abstieg derzeit nichts zu tun hat, liegt vor allem am neuen Bremer Pragmatismus. Fünf Beobachtungen zur Saison des SV Werder.
Der krasseste Unterschied zur vergangenen Saison zeigt sich bei einem Blick auf die Ballbesitz-Statistik: 2019/2020 hatten die Bremer im Schnitt rund 49% Prozent, etwa bei der Hälfte ihrer Spiele hatten sie mehr Ballbesitz als der Gegner. In der aktuellen Spielzeit liegt ihr Schnitt bei 44 Prozent. Nur in vier ihrer 26 Liga-Spiele sammelten die Bremer mehr Ballbesitz als der Gegner.
Trainer Florian Kohfeldt stellt die defensive Stabilität in den Vordergrund. Das bedeutet nicht immer, dass Werder sich weit zurückzieht. Bei der 1:2‑Niederlage am Wochenende etwa störten sie den VfL Wolfsburg früh. Werder tut dies aber stets aus einer stabilen Grundordnung: Die Mannschaft steht geschlossen hinter dem Ball, alle Spieler beteiligen sich am Defensivverbund. Nach 69 Gegentoren in der vergangenen Spielzeit legt Kohfeldt viel Wert auf defensive Disziplin.
In der Tat hat sich Werder defensiv stabilisiert. Mit 38 Gegentreffern haben sie die siebtwenigsten Gegentore aller Bundesligisten kassiert. Diese neue Stabilität liegt in erster Linie am neuen taktischen Fokus von Kohfeldt: Werder kassiert weniger Tore, weil die Mannschaft defensiver agiert.
Dass diese defensive Spielweise auch funktioniert, liegt wiederum an Werders Fünferkette. Kohfeldt setzt in dieser Saison nahezu durchgehend auf diese Variante. Mal läuft seine Mannschaft in einem 5−3−2 auf, mal in einem 5−2−3.
Entscheidend ist die Endverteidigung: Die zentralen Innenverteidiger Marco Friedl, Ömer Toprak und Milos Veljkovic fangen alles ab, was es abzufangen gibt. Gerade die Verteidigung hoher Bälle funktioniert besser als in der vergangenen Saison, Werder ist weniger anfällig nach Hereingaben auf den zweiten Pfosten.
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