Luis Suárez trifft im Champions-League-Finale Patrice Evra und Giorgio Chiellini wieder. Da war doch was.
Wer sich auf dem Schulhof früher mit dem Falschen angelegt hat, kennt das Gefühl, das Luis Suárez diese Woche verfolgen wird: Die nächste große Pause oder eben das nächste Spiel kommt bestimmt. Unausweichlich. Und wie der Siebtklässler, der dem Oberstufengangster ein freches „Hose rutscht“ hinterhergerufen hat und dann weggerannt ist, weiß Suárez, dass er beim nächsten Aufeinandertreffen vermutlich kassieren wird. Blöd nur, dass es sich Suárez im Gegensatz zum Siebtklässler gleich mit zwei Schulhofrowdys verscherzt hat. Namentlich: Patrice Evra und Giorgio Chiellini. In beiden Fällen kann man nicht von einem Kavaliersdelikt sprechen.
Suárez habe Evra im Oktober beim Spiel seines Vereins Liverpool gegen Manchester United mehrmals als „Neger“ bezeichnet, so der Vorwurf der FA. Zuvor waren die beiden im Spiel immer wieder aneinander geraten, bis Suárez sich zu den Beleidigungen hinreißen ließ. Später verteidigte er sich mit den Worten, die Bezeichnung von Gegnern als „Neger“ sei in Lateinamerika im Fußball üblich. Die Strafe: acht Spiele Sperre.
Doch davon ließ sich das uruguayische „Enfant terrible“ nicht belehren: Trotzig verweigerte Suárez Evra beim nächsten Aufeinandertreffen 2012 vor dem Spiel den Handschlag. Der gab Suarez daraufhin eine sportliche Antwort – und schlug mit seinem Verein Manchester United den FC Liverpool. Bei den späteren Spielen gegeneinander beruhigte sich die Situation. Evra sagt heute: „Ich bin stolz darauf, wer ich bin und stolz auf meine Hautfarbe. Ich werde ihm die Hand geben, es gibt kein Problem.“
Anfang 2014 meldete sich Suárez wieder zu Wort: Die Rassismusvorwürfe seien wie ein „Film, dem das englische Volk Glauben geschenkt hat.“ Er habe in seiner Karriere nur zwei Fehler gemacht: „Dass ich Otman Bakkal vom PSV Eindhoven und Branislav Ivanovic von Chelsea gebissen habe.“ Dass dies jedoch nicht seine letzten Bisse waren, zeigte die WM 2014.
Im letzten Vorrundenspiel gegen Italien schoss Suarez – fernab von Ball und Gegner – wie eine verunglückte Silvesterrakete in den Strafraum. Dort stand Giorgio Chiellini im Weg. Raketen-Suárez explodierte und konnte seinem Druck nur noch durch einen beherzten Biss in die Schulter des Italieners Luft machen. Danach ging er selbst zu Boden und hielt sich völlig überrascht die Vorderzähne.
Vier Monate weltweites Stadionverbot und neun Länderspiele Sperre waren die Folge, sodass er selbst bei der diesjährigen Copa America im Juni nicht mitwirken kann. In Uruguay wurde Suárez 2014 bei seiner Rückkehr aus Brasilien trotzdem als Held gefeiert.