Abstieg? Welch ein Horror. Vor allem dann, wenn man zwei Vereinen den Klassenerhalt wünscht. Und es doch nur einen geben kann.
Ich war drei Wochen im Urlaub. Drei Wochen können ganz schön lang sein, wenn man Fußball-Fan ist und sich die Saison in einer entscheidenden Phase befindet. Zumal dann, wenn man aus einem Rucksack lebt und sich vorwiegend in Gegenden aufhält, die solchen Luxus wie schnelles Internet oder eine nahe Sky-Kneipe nicht bieten können. Die Ergebnisse der Bundesliga, insbesondere meiner Mannschaft Werder Bremen, erreichten mich via SMS. Jetzt bin ich wieder da. Und stehe vor einem Dilemma.
Oder rettet sich am Ende der VfB?
Am kommenden Spieltag empfängt Werder Eintracht Frankfurt. Die Situation ist diese: Gewinnt Bremen (35 Punkte) bei einer gleichzeitigen Niederlage oder einem Unentschieden der Stuttgarter (33) gegen Wolfsburg, ist der SVW gerettet und die Eintracht (36) in der Relegation. Endet Bremen gegen Frankfurt bei gleicher Konstellation unentschieden, ist Bremen in der Relegation. Siegt Frankfurt und gewinnt Stuttgart, ist Werder kommende Saison in Liga zwei. Die letzte und unwahrscheinlichste Möglichkeit: geht das Spiel in Bremen unentschieden aus, oder verliert die Eintracht, während es dem VfB mit einem Kantersieg gelingt, das Torverhältnis zu eigenen Gunsten zu drehen (aktuell: Frankfurt/-17, Werder/-16, Stuttgart/-23), springen die Stuttgarter auf den Relegationsplatz, und schicken einen der beiden anderen Rivalen in die Zweitklassigkeit.
Klingt logisch. Aber so einfach ist das für mich nicht.
Einerseits wünsche ich mir natürlich, dass mein Verein nicht absteigt. Andererseits will ich auch die Eintracht in der kommenden Spielzeit in der ersten Liga sehen. Nicht nur, dass ich jahrelang in Hessen lebte und mir die SGE ans Herz gewachsen ist, einige lieb gewonnene Kollegen sind Frankfurter die-hearts, denen ich die Katastrophe eines Abstiegs gerne ersparen würde. Was aber noch viel wichtiger ist: einer meiner besten Freunde ist Frankfurter Bub durch und durch. Seit mehr als zehn Jahren gucken wir zusammen Fußball. Mit keinem anderen Menschen habe ich mehr Spiele in meinem Leben gesehen. Beim letzten Abstieg der Eintracht 2011 sah ich diesen Zwei-Meter-Brocken auf dem Holzfußboden einer Kneipe sitzen, während ihm die Krokodilstränen über das Gesicht liefen. Selbst wenn sich meine Mannschaft retten würde, käme ich nicht damit klar, solch einen Freund gleichzeitig in die nervenzerfetzende Relegation oder den Horror Abstieg wandern zu sehen.