Die Freiburger in der Europa League. Kann der SC der Doppelbelastung standhalten?
Was ist neu: Die Doppelbelastung. Na gut, sie ist nicht komplett neu. Im Jahr 2013, übrigens der ersten vollständigen Saison von Trainer Christian Streich, qualifizierte sich der SC schon einmal für die Gruppenphase der Europa League. Damals, zum ersten Mal fünf Jahre am Stück in der Bundesliga und zum ersten Mal in der Gruppenphase der Europa League dabei, kam der Klub mit der Doppelbelastung nicht wirklich zurecht. Im Sommer verließen den SC fünf Schlüsselspieler und Freiburg verbrachte mehr als die Hälfte der Saison auf den Abstiegsrängen. Erst am 32. Spieltag konnte der Klassenerhalt gesichert werden. 2017 kam der SC nicht bis zur Gruppenphase, in der Qualifikationsrunde war gegen NK Domzale Schluss. So viel zur Geschichte von Freiburg, Streich und Europa. Inzwischen sind allesamt um ein paar Jährchen erfahrener. Mit der Doppelbelastung haben sie im Schwarzwald jetzt auch schon ein bisschen Erfahrung, denn – quasi vergleichbar – ging es für die Freiburger im letzten Jahr bekanntlich bis ins DFB-Pokalfinale. Die Doppelbelastung ist also nicht ganz neu und trotzdem eine Herausforderung.
Was ist so geblieben (verdammt nochmal): Es ist vieles geblieben. Die Mannschaft zum Beispiel und selbstverständlich auch der Trainer. Freiburg steht für Konstanz. Seit über zehn Jahren ist Streich nun Trainer im Schwarzwald. Und verkörpert wie kein zweiter im Bundesligazirkus Bescheidenheit und Demut. Auch Eigenschaften wie diese machen den SC Freiburg noch immer aus. Weder der Trainer, noch die Fans, noch die Mannschaft, noch die Presse dreht ab. Das ausgerufene Ziel ist mal wieder der Klassenerhalt… gähn! Wo bleibt der Mut? Das Selbstbewusstsein? Die Selbstüberschätzung? Bei Hertha ist das Motto nach jedem gewonnenen Punkt: „EUROPA, wir kommen!“ Auch Freiburg täte ein solches Selbstverständnis vielleicht mal gut. Es wird Zeit für den Big Schwarzwald Club!
Was fehlt: Nico Schlotterbeck. Aber auch Ermedin Demirović und Janik Haberer, die immerhin auf 37 bzw. 30 Einsätze kommen. Aber: Kein Schlotti, kein Problem. Denn ersetzt wird er durch Matthias Ginter. Ein Nationalspieler und Weltmeister kehrt zurück und stellt nicht nur emotional, sondern auch sportlich einen astreinen Transfer dar. Auch Demirović wird positionsgetreu ersetzt, denn mit dem FC Augsburg wurde ein Tausch vereinbart. Michael Gregoritsch war letztes Jahr Toptorschütze beim FCA und ist somit ein würdiger Ersatz. Den Abgang von Haberer kompensieren außerdem Daniel-Kofi Kyereh und Ritsu Doan. Der Kader ist also gut wieder aufgefüllt. Und sonst bleibt mal wieder alles beim Alten.
Wenn dieser Klub ein Getränk wäre: Orangensaft. Am besten frisch gepresst. Wenig Geld. Viel Inhalt. Und niemals zu unterschätzen.
Das 11FREUNDE-Orakel: Ab September stehen für den SC Freiburg viele, viele englische Wochen an. Auf dem Terminplan stehen bis zu Winterpause zwei Spiele im DFB-Pokal, 15 Bundesligaspieltage und die sechs Spiele der Europa-League-Gruppenphase. Das ist ein straffes Programm, Stand jetzt soll das ein 28 Mann starker Kader stemmen. Ein Blick in die Glaskugel verrät: In der Bundesliga schafft sich der SC weiter ab, stürzt von den internationalen Rängen. Auf Rang acht. Naja, man wird’s verkraften können.