Mit dem besten Sturm der 2. Liga liegt der DSC Arminia aktuell auf den Relegationsplatz. Schießen Fabian Klos & Co. jetzt auch den VfB Stuttgart aus dem Stadion?
Neben dieser Coolness, die sich aus einem gewachsenen (und weiter wachsenden) Selbstvertrauen speist, hat Neuhaus die Bielefelder Mannschaft aber auch spielerisch weiterentwickelt. Wo früher oft der lange Ball das Mittel der Wahl war, ist es jetzt ein interessanter Wechsel aus gefälligem Ballbesitzfußball und überfallartigen Kontern, die gerne mal von Keeper Stefan Ortega mit einem 60-Meter-Pass eingeleitet werden.
Dabei war Uwe Neuhaus bei seinem Amtsantritt durchaus kritisch beäugt worden, galt doch die ganze Liebe der Fans seinem Vorgänger Jeff Saibene. Der Luxemburger hatte die Bielefelder im März 2017 in schier aussichtsloser Lage übernommen, vor dem Abstieg gerettet und in der folgenden Saison auf Platz vier geführt. So etwas schweißt zusammen. Mittlerweile hat auch Neuhaus in Bielefeld einen ordentlichen Leumund, wenngleich Teile der Anhängerschaft noch immer mit seinem ballbesitzorientierten, bisweilen riskanten Spielstil fremdeln. Etwa dann, wenn sich die Elf so kompromisslos aus dem eigenen Strafraum kombiniert, dass sie sich ein Slapstick-Gegentor fängt, wie neulich im Spiel gegen Greuther Fürth.
Keine Prognose, aber…
Bei so etwas geht dem Bielefelder die Hutschnur hoch, da beginnt er zu murren: „Hau doch einfach die Pille weg, Mann!“ Nicht bedenkend, dass das ewige Pilleweghauen in der Vergangenheit für manches Ungemach verantwortlich war. Es spricht allerdings für die Mannschaft, dass sie sich von der Angst auf den Rängen nicht anstecken lässt und ihren Stiefel konsequent durchzieht.
Dabei kommt ihr zugute, dass sie fast unverändert in die Saison ging und damit bestens eingespielt ist, andererseits aber mit Marcel Hartel von Union Berlin einen Spieler dazubekommen hat, der im offensiven Mittelfeld für eine neue Qualität sorgt und am letzten Wochenende beim 5:2‑Sieg in Wiesbaden an gleich vier Toren beteiligt war.
Worauf das am Saisonende hinausläuft, lässt sich nach sieben Spielen natürlich nicht seriös prognostizieren. In jedem Fall liegen interessante Wochen vor den Arminen. Dem Spitzenspiel am Freitagabend gegen den VfB Stuttgart folgt das Derby in Osnabrück, dann das Heimspiel gegen den HSV. Danach werden die Bielefelder Fans eine genauere Vorstellung davon haben, ob sie für den weiteren Saisonverlauf Blutdruckpillen ordern müssen oder sich beruhigt wieder hinlegen und eine Spielzeit im gesicherten Mittelfeld genießen können.
Stuttgart kommt!
Jetzt aber erst einmal das Duell mit dem Tabellenführer, der trotz einiger wackliger Auftritte noch immer das Nonplusultra der Liga darstellt. Oder um es mit den Worten des DSC-Managers Samir Arabi zu sagen: „Stuttgart hat zwei Spieler gekauft, die teurer sind als Arminias komplette Lizenzspielerabteilung.“
Unabhängig von solchen ökonomischen Einordnungen trifft in diesem Spiel die beste Offensive der Liga auf die drittbeste (Stuttgart mit 13 Saisontoren), umgekehrt stehen nur sieben Gegentoren des VfB immerhin zehn der Bielefelder gegenüber, womit der aktuelle Tabellendritte lediglich im Mittelfeld der Liga liegt. Ganz anders als das Team mit dem berühmten 100-Tore-Sturm übrigens, denn das konnte sich bei lediglich 31 Gegentoren in der gesamten Saison auch auf die beste Abwehr verlassen. Davon kann sich die Klasse von 2019 dann doch noch eine Scheibe abschneiden.