Heute vor einem Jahr starb Fiorentina-Kapitän Davide Astori. Der italienische Fußballreporter Gianluca di Marzio las am Sonntag bei „Sky Calcio Show“ einen Brief von Astoris Eltern vor. Und las Worte, die bewegen und doch auch anspornen.
Ein Jahr ohne Davide kann man nicht erzählen. Die Worte dafür existieren nicht, aber vielleicht sind sie auch nicht nötig, weil im Grunde das, was sich ereignet hat, ein Jahr MIT Davide war, auf eine andere Art und Weise und auf eine Art, die wir am liebsten nie erfahren hätten, aber trotzdem mit unserem SOHN.
Ja, ZUSAMMEN ist das Wort, das wir gerne am lautesten aussprechen würden, aber wir können nicht. Unsere Stimme ist heute nicht mehr jene, die Davide schon als Kind gehört hat und vielleicht würde er Mühe haben, sie wiederzuerkennen, weil der Schmerz sie für immer verändert hat.
Deshalb schaffen wir es nicht, diesen Brief vorzulesen und vertrauen Euch unsere Gefühle an, so wie viele Menschen es in diesen Tagen getan haben, an denen die Erinnerung unvermeidlich intensiver ist.
Für uns IST Davide KEINE ERINNERUNG, die je nach Umstand abschwächt oder neu entfacht, ganz einfach, weil Davide keine Erinnerung ist: Davide ist eine Gegenwart.
Davide ist uns in jedem Augenblick nahe. Wir sehen ihn in unserer wunderbaren Enkelin Vittoria, einem kleinen Wunder, das uns den Mut finden lässt, jeden Tag gegen die Traurigkeit anzukämpfen. Wir entdecken ihn in den Worten vieler Menschen, teilweise auch unbekannten, die das Bedürfnis haben, uns zu bekennen, wie sehr Davide für sie ein Bezugspunkt ist, ein Beispiel, manchmal eine Anregung, um den schwersten Momenten zu begegnen. Und dann finden wir ihn in den Erzählungen jener wieder, die ihn gekannt haben, jener Freunde, die mit ihm die schönsten Augenblicke seines Lebens geteilt haben, Erzählungen, die uns einmal mehr den ansteckenden Klang seines Lachens oder den tieferen Klang seiner Weisheit fühlen lassen, hier und da eine zu tiefe für einen so jungen Mann.
Viele haben uns in diesen Monaten gesagt, dass unser Davide besonders war, gesegnet mit einer seltenen HÖFLICHKEIT, oft entwaffnend. Und das ist wahr. Davide musste sich nicht anstrengen, um so zu sein, er war schon immer so, schon als Kind: natürlich und instinktiv höflich. Doch wehe dem, der diese Art mit Schwäche oder Fügsamkeit verwechselt: Das war seine STÄRKE. Davide war sehr stark, er war der Fels, an dem wir uns festhalten konnten. Deshalb versuchen wir, so stark zu sein wie er, vor allem aber so stark, wie er uns gerne hätte. Es ist unsere tägliche HERAUSFORDERUNG, eine ganz harte, aber wir probieren es. Danke Davide, der uns das wertvollste Erbe hinterlassen hat, das man sich wünschen kann: eine unendliche Liebe. Jene der Menschen für ihn, jene von Davide für die Menschen, aber vor allem jene von Davide für das Leben.
Erinnert weiter an ihn und werdet nicht müde, von ihm zu erzählen. Ihn auf einem Foto lächeln zu sehen, ihn zu beobachten, wie er auf Bildern rennt, von ihm in Euren Anekdoten zu hören, macht uns nicht traurig: Für uns ist es, als würden wir ihn jedes Mal WIEDER UMARMEN.
Anna und Renato Astori