Die Nationalmannschaft zeigte unter Marcus Sorg ein runderneutes Gesicht. Was für Verwirrung sorgen könnte, wenn Joachim Löw zurück zur Arbeit kommt. Ein Blick in die Zukunft.
12:43 Uhr
Intensiv hat sich Joachim Löw auf die Holländer vorbereitet. Er hat auf dem Freiburger Markt den Schweizer Hüttenkäse, den er doch so gerne mag, links liegengelassen und sich stattdessen für einen Gouda entschieden. Er hat sich ein Spiel der Bayern angesehen. Auch wenn dort der Arjen Robben gar nicht mehr mitspielt, aber manchmal wird man eben von den Tatsachen überrumpelt. Nun aber frischen Mutes an die Arbeit.
13:27 Uhr
Die Mappe für das kommende Länderspiel gegen die Niederlande steht. Der Bundestrainer hat Stärken (Virgil van Dijk) und Schwächen (Die Frisur von Virgil van Dijk) sauber herausgearbeitet und einen ersten Kader als Diskussionsgrundlage für den Trainerstab zusammengestellt. „Die werden sich aber wundern“, schmunzelt der Bundestrainer vergnügt, „fühlt sich fast ein bisschen wie bei der EM 2008 an – so motiviert bin ich noch.“
13:51 Uhr
„Joachim, vielen Dank. Leg die Mappe doch hier auf den Aktenstapel. Ja genau da. Ne, muss gar nicht nach oben. Danke. Ja. Danke“
Seltsam. Für die taktischen Feinheiten der Holländer (spielen immer noch im 4−3−3) hatten sich Sorg und Schneider gar nicht interessiert. Stattdessen hatte Joachim Löw eine Excel-Tabelle auf Sorgs Bildschirm erspähen können, die er nicht schnell genug verdecken konnte mit dem Internet Explorer (Startseite: 11freunde.de – kleiner Gag des Autors). Dachzeile: „Mögliche Gegner bei der WM 2022“.
15 Uhr
Heidewitzka! Der neue DFB-Präsident hat gerade angerufen. Beziehungsweise: Jerome Boateng.
15:05 Uhr
Boateng wolle sich demnächst mal für fünf Minuten treffen. Würde extra von München nach Frankfurt reisen. Ob der Pressesprecher vielleicht gerade erreichbar wäre. Dann aufgelegt.
15:35 Uhr
Natürlich, ein Bundestrainer kann nicht nur an Fußball denken, er muss auch die nationale Wirtschaft ankurbeln. Deshalb: Kurzer Werbedreh für einen sympathischen, multimilliardenschweren Automobilfabrikanten. Macht er gerne, der Bundestrainer. „Ja, danke. Das passt schon. Alles super. Und wenn Sie sich jetzt noch ins Auto setzen könnten, Herr Löw? Ja, einfach da, wo die Tür auf ist. Was heißt hier, das ist der Kofferraum? Einfach mal rein da. Jawohl, danke. Und Tür zu bitte.“
16:30 Uhr
Jetzt aber gleich Training.
16:32 Uhr
Der Bundestrainer muss noch einmal zurück in Büro. Auf dem Weg zum Platz hatte ihn Oliver Bierhoff abgefangen. Ob er nicht das Communique erhalten habe, dass ja jetzt eindeutig aussage, dass die neuen Trainingsshirts bitte mit dem großen VW-Zeichen und der weißen statt der schwarzen Hosen getragen werden bei Einheiten auf heimischen Rasen (nicht zu verwechseln, bitte, mit Einheiten von heimischen Einheiten auf ausländischen Plätzen. Da immer noch schwarze Hose, und aber geringelte schwarz-weiße Stutzen).
16:34 Uhr
„Jetzt werd ich aber langsam ein bisschen wild hier.“ Joachim Löw trinkt erst einmal einen Beruhigungsespresso. Aber der Zeugwart hatte doch tatsächlich ausgerechnet sein neues Wäschepaket mit den geringelten Stutzen vertauscht. Jetzt müsse er erst einmal einen der zahllosen Assistenten finden, dem „L“ passt und der Shirts mit der „Co“-Beschriftung tragen dürfte.
16:54 Uhr
Trainingsstart. Fühlt sich gut an, der Rasen ist neu verlegt.
16:59 Uhr
„Joachim, schön dass du da bist. Legst du schonmal die Hütchen zum Eck bereit. Danke.“