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Seite 2: „Als Tote Hosen geben wir die Antwort auf dem Platz"

Und das Publikum pro­ji­ziert viel in Stars.
Als Musiker oder Sportler soll­test du nicht in die Falle tappen, zu glauben, der zu sein, für den die Leute dich halten. Das gilt im Guten wie im Schlechten. Heißt es etwa über die Toten Hosen, dass wir alte Säcke“ oder Kom­merz­schweine“ sind, beißen wir auf die Zähne und geben die Ant­wort auf dem Platz. Wenn wir also mit 250 anderen Bands bei Rock am Ring“ spielen, wollen wir, dass die Leute nach Hause gehen und sagen: Ver­dammt, die Toten Hosen gehörten zu meinen Top Drei, die haben wieder richtig Spaß gemacht.“ Da haben wir auch was Wett­kampf­mä­ßiges. Wenn man lange in der Öffent­lich­keit steht, wird man außerdem auf­merk­samer für Dinge, die einem anfangs nicht auf­fallen.

Was denn?
Man muss unter­scheiden lernen zwi­schen Leuten, die nur nett zu einem sind, weil man pro­mi­nent ist, und denen, die es auf­richtig meinen. Und dass es teil­weise für die Men­schen in unserem Umfeld nicht leicht ist, mit dieser stän­digen Öffent­lich­keit umzu­gehen.

Bekommt es eigent­lich was Dorf­klub­mä­ßiges, wenn man mit den Spie­lern seiner Mann­schaft befreundet ist?
Ja, die Bin­dung zum Team wird eine andere. Du erfährst am Telefon, wie schwer die Ver­let­zung eines Spie­lers wirk­lich ist, er aber trotzdem auf den Platz geht. Dann weißt du auch, warum er viel­leicht nicht gut per­formt hat, die anderen im Sta­dion wissen es aber nicht und man hört gehäs­sige Sprüche. Du kriegst also auch die unschöne Seite mit.

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Pau­lina Hil­des­heim

Sind Sie inzwi­schen mit Jürgen Klopp richtig befreundet?
Ja, ich denke schon. Es gibt auch eine Ebene, wo Liver­pool keine Rolle spielt. Wenn wir uns in den Ferien sehen, kann es sein, dass von Liver­pool und Fuß­ball gar nicht groß die Rede ist. Die Freund­schaft besteht aber nicht nur zu ihm, son­dern auch zu seiner Frau Ulla und den beiden Söhnen. Da sie im Buch vor­kommen, habe ich es ihnen vorab zu lesen gegeben. Sie fanden es in Ord­nung.

Man hatte von Beginn das Gefühl, dass es mit Klopp und dem Klub auf beson­dere Weise passt. Warum?
Jürgen spricht aus, was die Leute in Liver­pool hören wollen, aber nicht, weil er ihnen gefallen will. Er agiert intuitiv und äußert manchmal sogar Dinge, die man gerne vom Pre­mier­mi­nister hören würde, sei es zum Thema Brexit oder Coro­na­virus. Der Liver­pool FC ist nicht der belieb­teste Club in Eng­land, trotzdem treffe ich immer wieder geg­ne­ri­sche Fans, die sagen: Aber dieser Klopp ist wirk­lich groß­artig.“

Wel­ches Talent offen­bart sich da?
Er hat eine unglaub­liche emo­tio­nale Intel­li­genz, aber es geht auch um eine Hal­tung. Er ist schnell, und das kann man nur bringen, wenn man ehr­lich ist. Sonst hältst du das nicht lange durch. Es ist wirk­lich erstaun­lich, wie selten er etwas sagt, bei dem man im Nach­hinein denken würde: Hier hast du aber ganz schönen Unfug erzählt.“

Was haben Sie von Spie­lern oder Trai­nern über Fuß­ball gelernt?
Meine größte Erkenntnis: Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich vom Fuß­ball keine Ahnung habe. Was solche Leute wie Jürgen oder Pete Kra­wietz, sein Co-Trainer, alles aus einem Spiel lesen, ist unglaub­lich. Da kann man als Fan ein Leben lang zum Sta­dion lat­schen und bekommt nichts davon mit.