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Hans-Peter Briegel, in Ihrer Vita stehen der Euro­pa­meis­ter­titel, die ita­lie­ni­sche Meis­ter­schaft, der ita­lie­ni­sche Pokal, aber keine Deut­sche Meis­ter­schaft. Genau­ge­nommen stimmt das aber gar nicht, oder?
Richtig, schließ­lich war ich neun­fa­cher Deut­scher Jugend­meister in ver­schie­denen Leicht­ath­letik-Dis­zi­plinen. (Lacht.) Vor kurzem habe ich einen jungen Mann aus der Pfalz getroffen, der im Weit­sprung 7,40 Meter geschafft hatte. Der tat mir echt leid, ich bin vor 45 Jahren näm­lich 7,44 Meter gesprungen. Das ist immer noch Rhein­land-Pfalz-Rekord.

Wie wird man denn Fuß­ball­profi, wenn man erst mit 16 Jahren im Verein anfängt?
Ich habe natür­lich schon gekickt, bevor ich beim SV Roden­bach anfing. Koor­di­na­tion, Beweg­lich­keit und Ath­letik kamen von der Leicht­ath­letik, das Ball­ge­fühl vom Fuß­ball­spielen mit den Freunden. Auch wenn mir später oft nach­ge­sagt wurde, ich hätte gar keins gehabt. Beim SV spielte ich im Sturm und wurde Tor­schüt­zen­könig der A‑Klasse, damals immerhin die fünfte Liga. Dadurch wurde Erich Rib­beck auf mich auf­merksam, der den 1. FC Kai­sers­lau­tern trai­nierte. Und holte mich in die Reserve.

Von der Reserve in die Bun­des­liga ist es aber trotzdem noch ein weiter Weg.
1975 war Klaus Topp­möller unum­strit­tener Stamm­spieler im Sturm. Dann hatte er seinen legen­dären Auto­un­fall, nach dem er eine Nacht lang im Wald ver­schollen war. Rib­beck holte mich als Ersatz zu den Profis. So machte ich meine ersten Bun­des­li­ga­spiele. Ein glück­li­cher Umstand. Also für mich, nicht für Toppi. Aber wir hatten ein gutes Ver­hältnis. Ich habe ihn sogar im Kran­ken­haus besucht.

Ihr Start beim FCK war trotzdem nicht ein­fach, oder?
Die Fans mochten mich zu Beginn nicht. Ich kam aus einer anderen Sportart, wog über hun­dert Kilo und bewegte mich dem­entspre­chend. Ich musste erstmal zehn Kilo abnehmen und mich an das Niveau gewöhnen. Manchmal dachte ich ans Auf­hören. Einmal spielten wir gegen Rot-Weiss Essen. Zur Pause stand es 1:1, das Publikum pfiff mich aus und ich wurde aus­ge­wech­selt. Ohne mich gewannen wir 7:1. Das gab mir zu denken.

Wie schafften Sie den­noch den Durch­bruch?
Ich ver­han­delte bereits mit Ein­tracht Trier, damals Zweit­li­gist. Aber dann wurde Kalli Feld­kamp Trainer und stellte mich als Vor­stopper auf. Und ich wurde inner­halb eines Jahres Natio­nal­spieler.

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Briegel auf dem Betze.

Imago Images

Warum haben Sie mit dem FCK eigent­lich nie einen Titel geholt?
Wir spielten meist vorne mit, 1978/79 lagen wir sogar vom ersten bis zum 27. Spieltag auf Platz eins. Aber die Kon­kur­renz war riesig. Es war die gol­dene Ära des HSV, die Bayern und auch Stutt­gart waren eben­falls stark. Aber im Uefa-Cup hätte es klappen können.

Was war pas­siert?
Wir wurden ver­pfiffen. Im Halb­fi­nale 1981/82 spielten wir gegen IFK Göte­borg. Nach einem 1:1 in Schweden kamen sie zum Rück­spiel auf den Bet­zen­berg. Ich schoss ein regu­läres Tor, der Ball war einen halben Meter hinter der Linie. Aber der Schiri gab den Treffer nicht. Für IFK pfiff er dann einen abso­luten Wit­zelf­meter. Der Schiri war Russe, das Spiel alters­be­dingt seine letzte Partie. Ich habe damals schon gesagt: Wahr­schein­lich hat er zum Abschied einen schönen Volvo dafür bekommen. Mit dem fährt er bestimmt immer noch rum. (Lacht.)