Sie träumten vom eigenen Stadion, wollten in die Champions League und verpflichteten Thomas Häßler als Trainer. Zwei Jahre steht Berlin United vor dem Aus.
Die Realität sieht anders aus: Nach der mit 2:0 für Novi Pazar gewerteten Partie des Wochenendes belegt die Mannschaft in der sechstklassigen Berlin-Liga mit sechs Niederlagen aus sechs Spielen und einer Tordifferenz von 5:37 den letzten Tabellenplatz.
Aber auch jetzt regt United immer noch die Fantasie an. Das Internetportal „Tdirsport“, das sich mit dem Berliner Amateurfußball beschäftigt, hat gerade berichtet, dass Wolfgang Schreiber, früherer Manager bei VW und in dieser Zeit unter anderem Chef der Automobilmarken Bentley und Bugatti, gemeinsam mit seinem Freund, dem ehemaligen Bundesligaprofi Alexander Klitzpera, den Verein übernehmen, in großem Stil investieren und Spieler mit Regional- oder Oberligaerfahrung verpflichten wolle.
Das Gegenteil ist der Fall. „Wir haben uns am Freitag offiziell zurückgezogen“, sagt Klitzpera dem Tagesspiegel. „Meine Mission bei United ist beendet.“ Der 42-Jährige war bis zum Frühjahr sportlicher Leiter beim Zweitligisten Hannover 96 und hat sich in den vergangenen Monaten ehrenamtlich für United engagiert. Unter anderem leitete er im Sommer, nach dem Rückzug des bisherigen Geldgebers Teichmann, das Sichtungstraining, um einen Kader für die neue Saison zusammenzustellen. Auch für die Verpflichtung von Trainer Goslar, der immerhin schon beim Berliner AK und Viktoria 89 in der Regionalliga gearbeitet hat, war Klitzpera verantwortlich.
„Wir haben gewusst, dass es schwierig wird“, sagt Klitzpera. „Wir waren von Anfang an sehr spät dran: Es gab keinen Trainer, keine Spieler, und wir haben vor dem Saisonstart kein einziges Vorbereitungsspiel bestritten.“ Die ersten Wochen der neuen Saison hätten nun gezeigt, „dass es sportlich keinen Sinn macht“.
Allerdings heißt das nicht, dass Schreiber und Klitzpera komplett mit dem Berliner Fußball abgeschlossen haben. „Die kurze und sehr intensive Zeit hier hat unser Interesse eher gestärkt und unseren Fokus auf den Berliner Fußball sogar noch geschärft“, sagt Klitzpera. Mit anderen Worten: Offenbar kann er sich zusammen mit Schreiber einen Einstieg bei einem anderen, womöglich höherklassig spielenden Verein durchaus vorstellen.
Für Jörg Goslar hingegen endet nun wohl die Arbeit als Trainer bei Berlin United. Er bedauert die aktuelle Entwicklung. Denn gerade solche Projekte, bei denen es darum gehe, einen Klub von unten nach oben zu bringen, empfinde er als sehr reizvoll. „Aber jetzt bin ich erst mal bedient“, sagt er.