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Seite 2: Die gute, alte Fußballzeit

Offen­sives Mit­tel­feld: Dennis Berg­kamp
Dass Fuß­ball in seinen besten Momenten tat­säch­lich Kunst sein kann, ist eine Erkenntnis, die ich Dennis Berg­kamp ver­danke. Sein Tor gegen New­castle, als er den Ball in einer unmög­li­chen Dreh­be­we­gung an seinem Gegen­spieler vor­bei­chippte, um auf der anderen Seite an ihm vor­bei­zu­gehen und den Ball lässig ins lange Eck zu schieben, ist das wohl ein­drucks­vollste Bei­spiel fuß­bal­le­ri­schen Genies, an das ich denken kann. Dabei war mir die her­aus­ra­gende Klasse Berg­kamps auch vorher schon bewusst. Ihm beim Kicken zuzu­sehen war wie der Blick auf eine Lava­lampe unter Rausch­mit­tel­ein­fluss. Ele­gant, flüssig, leuch­tend und irgendwie logisch.

Offen­sives Mit­tel­feld: Uwe Bein
Uwe Bein ist für mich das fleisch­ge­wor­dene Symbol der guten, alten Fuß­ball­zeit, als die Schuhe noch schwarz, die Ober­lippen beschnauzt und meine Ein­tracht ein Spit­zen­klub war. Als etwa Sechs­jäh­riger bekam ich mein erstes Frank­furt-Trikot, beflockt mit Beins Nummer, und wenn ich vor der Sport­schau saß und Bein seine Traum­pässe durch die Abwehr­reihen steckte, in Gassen, von denen nie­mand sonst auf dem Feld wusste, dann war mir selbst als Klein­kind klar, dass so etwas nicht jeder x‑beliebige Kicker kann.

Stürmer: Tony Yeboah
Treuer Abnehmer der Bein­schen Pässe war damals Tony Yeboah, und noch auf dem Toten­bett werde ich mit letzter Kraft die Faust gen Himmel recken und wütend Heyn­ckes“ knurren, ob der dama­ligen Demis­sion Yeboahs durch eben­jenen. Yeboah büf­felte sich damals unauf­haltsam und doch ele­gant durch die Straf­räume und war sei­ner­zeit einer der besten Stürmer welt­weit. Ich bin mir sicher, dass die Ein­tracht Meister geworden wäre, wenn sich Yeboah 1993 nicht das Kreuz­band gerissen hätte, aber das ist nur eine von vielen Hätte-wäre-wenn-Geschichten der Ein­tracht, wegen denen ich nachts wach­liege. Einen welt­besten Stürmer wird Frank­furt wohl nicht mehr haben, so viel steht fest. Zum Heulen.

Stürmer: Ruud van Nis­tel­rooy
Als der späte Ruud van Nis­tel­rooy seine illustre Kar­riere bei einem dar­benden HSV aus­klingen ließ, hatte ich das Glück, seinem ersten Ein­satz im Sta­dion bei­zu­wohnen. Der HSV führte in Köln 3:2, mein Kumpel, der HSV-Fan ist und mit dem ich damals im Sta­dion war, pöbelte wie viele andere Ham­burger an diesem Tag trotzdem 90 Minuten durch, und als irgend­wann Van the Man vom Auf­wärmen zur Sei­ten­linie gerufen wurde, bran­dete ein Jubel durch den Ham­burger Block, als sei gerade das 4:2 gefallen. Erwach­sene Men­schen lagen sich in den Armen und fei­erten eine Ein­wechs­lung laut­stark mit Sprech­chören, wäh­rend ich ver­wun­dert in das von Freu­den­tränen glän­zende Gesicht meines Kum­pels sah. Die völlig unver­hält­nis­mä­ßige Reak­tion der Fans damals sagt viel aus über den Stel­len­wert, den sich van Nis­tel­rooy im Laufe der Jahre im euro­päi­schen Fuß­ball erbombt hatte. Mit seiner Wucht und Eises­kälte vor dem Tor war er einer der besten Stürmer der Welt geworden, erfolg­reich bei Man­chester und in Madrid, der nun, da er an der Sei­ten­linie zum Wechsel bereit­stand und sich mit welt­män­ni­scher Läs­sig­keit den Nacken dehnte, mit­an­sehen musste, wie der 1. FC Köln noch das 3:3 schoss.

Stürmer: Ronaldo
Es gibt bei You­tube ein Video, in dem Ronaldo, also der echte, bra­si­lia­ni­sche Ronaldo, im Trikot des FC Bar­ce­lona durch die Abwehr­reihen Com­pos­telas tre­ckert und vor seinem Treffer sämt­liche Abwehr- und Mit­tel­feld­spieler und wahr­schein­lich auch das Trai­ner­team samt Bus­fahrer und Mann­schafts­koch aus­steigen lässt, wäh­rend im Hin­ter­grund Beet­ho­vens Für Elise“ läuft. Eine wun­derbar pas­sende Musik­aus­wahl, denn ähn­lich wie bei Tony Yeboah war es bei Ronaldo auch immer die Sym­biose aus Power und Ele­ganz, die mich so fas­zi­niert hat. Hinzu kam, dass ich in meiner Jugend­mann­schaft eben­falls Stürmer spielte und eben­falls die Neun auf dem Rücken trug, einzig Hasen­zähne hatte ich leider nicht. Ronaldo ließ sich ein R9“ auf seine Nike-Schuhe sti­cken, was ich ihm ganz unbe­scheiden gleich­getan hätte, wäre nicht mein Taschen­geld zu bescheiden für die Schuhe gewesen. Später ist Ronaldo dann dick geworden, sein Bio­rhythmus habe sich umge­stellt, behaup­tete er, und auch das fand ich ok, gab es mir schließ­lich gleich eine Aus­rede für meinen sich langsam her­aus­bil­denden Bauch­an­satz.