Anfang Januar stand der FC St. Pauli mit nur neun Punkten auf einem Abstiegsplatz. Nur zwei Monate später haben sich die Kiezkicker aller Sorgen entledigt. Das liegt an Guido Burgstaller, unkonventionellen Personalentscheidungen und einem Platzverweis.
Marvin Knoll ist dieser Tage nicht zu beneiden. Seine Teamkollegen eilen beim FC St. Pauli von Sieg zu Sieg, führen die Rückrundentabelle der zweiten Liga an und feiern die Stadtmeisterschaft gegen den Hamburger SV. Für den Defensiv-Allrounder enden Arbeitswochen hingegen derzeit mit der Kadernominierung, bei der er keine Berücksichtigung mehr findet. Und dennoch ist Knoll wahrscheinlich die entscheidende Figur, wenn es darum geht, den Aufschwung des Kiezklubs zu erklären.
Der beginnt Anfang Januar beim Nachholspiel gegen die Würzburger Kickers. St. Pauli befindet sich tief im Abstiegssumpf und reist nach schlechter Leistung gegen Greuther Fürth an einem Dienstagabend in die Flyeralarm-Arena. Ein Sieg ist Pflicht, da der Aufsteiger zu diesem Zeitpunkt als einziges Team der Liga noch weniger Zähler auf dem Punktekonto verbucht als die Hamburger.
Für Kapitän Knoll geht das Spiel denkbar schlecht los. Er verursacht in der Anfangsphase durch schwaches Abwehrverhalten einen Foulelfmeter und sieht dazu die gelbe Karte. Würzburg verwandelt den Strafstoß zur Führung und ist auch in der Folge das bessere Team.
Kurz vor der Halbzeit rauscht Marvin Knoll beim Versuch, ein schlechtes Anspiel zu erreichen, in seinen Gegenspieler und unterbindet mit einem Foul den drohenden Konter. Die Gelb-Rote Karte und damit verbundenen 50 Minuten Unterzahl sind die logische Folge dieser unglücklichen Aktion, die sinnbildlich für den absoluten Tiefpunkt einer verkorksten Saison zu stehen scheint.
Doch mit Beginn der zweiten Halbzeit passiert Bemerkenswerteres: St. Pauli kommt wie ausgewechselt aus der Kabine, schießt den umjubelten Ausgleich und nimmt verdient einen Punkt mit. Der eingewechselte Omar Marmoush, erst am Tag zuvor vom VfL Wolfsburg ausgeliehen, deutet zudem bereits mit nur wenigen Aktionen an, welch großen Einfluss er auf die Offensive des Kiezclubs nehmen kann.
Es folgen turbulente Wochen am Millerntor. Sportchef Andreas Bornemann nimmt Korrekturen am großen Umbruch der Sommertransferperiode vor und verpflichtet nach Marmoush drei weitere Spieler. Eric Smith vom KRC Genk soll mit seiner Passstärke und Physis die Schwachstelle im defensiven Mittelfeld beheben. Tore Reginiussen, Ex-Kapitän von Rosenborg Trondheim, ist als Stabilisator für die wacklige Defensive eingeplant. Zudem wird mit Dejan Stojanovic ein Torwart vom FC Middlesbrough ausgeliehen, was zu der viel diskutierten Trennung vom langjährigen Stammkeeper und Publikumsliebling Robin Himmelmann führt.