Zum Einstand bei Lazio Rom sang Elseid Hysaj „Bella Ciao“. Dass er damit den rechten Fans derart auf die Füße treten würde, hat er vermutlich nicht erwartet.
Auf den aktuellen Vorfall hat der Verein mittlerweile reagiert, sogar zweifach. In einem ersten Statement vom 19. Juli hieß es: „Es ist die Aufgabe eines Klubs, seinen Spieler zu schützen und ihn von Situationen fernzuhalten, in denen er für persönliche und politische Zwecke benutzt wird.“ Weiter hieß es: „In diesem Fall hatten sie sicherlich nichts mit dem informellen und freundschaftlichen Kontext des Vorfalls zu tun. Der Trainingsbetrieb muss in der ruhigen Atmosphäre weitergehen, die wir bis heute genießen konnten.“
Damit stellte sich Lazio Rom auf keine Seite. Stattdessen suggerierte der Verein lediglich, dass Hysaj sich der politischen Bedeutung des Songs nicht bewusst gewesen sei. Wichtig sei vor allem, dass der Trainingsbetrieb nicht gestört würde. Eine Verurteilung der faschistischen Fans enthielt die Stellungnahme nicht.
Am Dienstag schob der Klub dann eine weitere Mitteilung hinterher. Darin verschärfte Lazio den Ton: „Wir werden niemals auf der Seite derjenigen stehen, die die Werte des Sports leugnen. Stattdessen stehen wir ohne Wenn und Aber auf der Seite unseres Sportlers.“ Zudem gab der Verein zu, dass es nicht der erste Vorfall dieser Art sei.
Die Verschärfung des Statements könnte eine Reaktion auf den Widerstand aus Fankreisen sein. Antifaschistische Fans von Lazio hatten vom Verein gefordert, den Vorfall deutlicher zu verurteilen und sich stärker mit Hysaj zu solidarisieren. Sie schufen den Hashtag „iostoconHysaj“, was so viel bedeutet wie: „Ich stehe an der Seite Hysajs“. Innerhalb weniger Stunden ging dieser Hashtag viral.
Am Mittwochmorgen meldete sich dann auch Hyjajs Agent Mario Guiffredi in der italienischen Zeitung „Il Mattino“ zu Wort: „Das ist ein albanischer Typ, der nur über Fußball nachdenkt, und so hart gearbeitet hat, um da zu stehen, wo er heute ist. Er hat nicht über die Bedeutung des Songs nachgedacht, darüber, dass es eine partisanische Hymne aus dem Zweiten Weltkrieg ist. Er mochte das Lied einfach und hat es deswegen gesungen.“
Was auf den ersten Blick wie ein politischer Akt wirken mochte, war also vermutlich vielmehr ein Akt der Unwissenheit eines Fußballers. So sieht es zumindest der Agent des Spielers. Die darauffolgenden Ereignisse aber zeigten, dass Lazio noch immer ein Problem mit Nazis hat. Gleichzeitig zeigte ein Teil der Fanszene aber auch, dass sie sich rechtes Gedankengut nicht gefallen lässt – und sich schneller deutlicher positioniert als der Verein.