Die Stiftung von Athletic Bilbao veranstaltet regelmäßig Kinofestivals und Literaturklubs für und mit seinen Anhängern. Welche Idee dahinter steckt und wie es dazu kommt, dass ein Profispieler mit Schulkindern ein Buch bespricht.
Mikel Balenziaga (siehe Titelbild), Verteidiger des spanischen Erstligisten, erklärte sich schließlich bereit, an dem Projekt mit den Schülern aus Ondarroa teilzunehmen. Im Herzstück des Vereins, dem Stadion San Mamés, kamen die Schüler dann mit dem Fußballer zusammen.
„Ich bin nicht unbedingt jemand, der oft ein Buch zur Hand nimmt. Gerade deshalb hat es mich gereizt, an diesem Projekt teilzunehmen“, begründet Balenziaga seine Teilnahme am Leseklub gegenüber der spanischen Zeitung El País. Mithilfe der Kolloquien will der Verein zeigen, dass Lesen nicht nur eine einsame Beschäftigung zu Hause ist, sondern auch gesellig und kommunikativ sein kann. Dafür nutzt Athletic Bilbao ganz geschickt die Vorbild-Funktion ihrer Spieler. Denn wenn selbst die Fußballer in ein Buch reingucken und man dann noch mit ihnen darüber reden kann, dann überwindet man sich vielleicht ja auch als Teenager und wagt es, den Blick vom Smartphone abzuwenden und es seinem Idol nachzumachen.
„Den Fußball und den Verein aus einem anderen Blickwinkel wahrnehmen“
Für den Lehrer Bedialauneta und seine Schüler war der Leseklub ein voller Erfolg: „Die Kinder sind alle sehr glücklich. Sie haben das Stadion San Mamés gesehen, durften einen Spieler aus der Nähe kennen lernen. Sogar mit ihm debattieren. Am Ende hat er uns noch alle zum Mittagessen eingeladen“, schwärmte er in El País, „Für mich ist vor allem Eines wichtig: Dank der Initiative des Vereins haben nun ein paar meiner Schüler angefangen, Spaß am Lesen zu haben.“
Aber nicht nur die Schüler haben etwas von der Begegnung mitgenommen. Mikel Balenziaga will seine Teilnahme an dem Projekt zum Anlass nehmen, nun auch alleine häufiger zu lesen. Er erzählt, wie sehr ihn das Treffen mit den Schülern bereichert hätte. Gegenüber El País sagte er: „Es herrschte eine gute Atmosphäre, bei der sich alle wohl gefühlt haben. Wir haben viel gelacht. Von derartigen Begegnungen nimmt man viel mit, sie helfen einem, den Fußball und den Verein aus einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen. Ich glaube nicht, dass in anderen Fußballklubs etwas Vergleichbares stattfindet.“
Athletic Bilbao gibt seinen Spielern nicht nur die Chance sich zu bilden, sondern auch das Gefühl, dass es für sie noch mehr geben kann als nur den Fußball. Ein Spieler, der nicht in der Lage ist, Gespräche zu führen, zu reden, zu schreiben oder zu lesen, wirkt auch nicht in die Gesellschaft hinein, erläuterte Bilbaos neuer Vereinspräsident Aitor Elizegi der Zeitung El País die Idee hinter dem Projekt. Das aber, die Verbindung des Fußballs mit der Region, ist eines der Ziele der Stiftung – und mit dem Leseklub scheint sie einen exzellenten Weg gefunden zu haben. Man fragt sich, was wohl unsere Bundesligaspieler zu einem solchen Projekt sagen würden? Thomas Müller hätte ja jetzt wieder mehr Zeit für einen dicken Schmöker.