Ihr wisst nicht, was ihr euch oder anderen zu Weihnachten schenken sollt? Wie wäre es mit Anteilen an einem Fußballspieler? Investmentfonds bieten Privatleuten die Transferrechte an Profis schon ab 2500 Euro an. Ein lukratives, aber fragwürdiges Geschäft.
Und ja, in den Paragrafen steht, dass nur ein Klub oder ein Spieler selbst die Transferrechte halten kann. Aber das ist leicht zu umgehen, indem eben zusätzliche Vereinbarungen über die „wirtschaftlichen Rechte“ geschlossen werden, die im Grunde nichts anderes besagen als: Bei Transfers verdient der Investor mit, der im Gegenzug zuvor für Ablöse und Gehalt, zumindest teilweise, aufkommt. In der Regel wird beim Verkaufserlös dann halbe-halbe gemacht.
Jochen Lösch mischt weltweit auf diesem Gebiet mit. Er macht auch immer mal wieder Geschäfte mit Bundesligisten, Bayer Leverkusen ist ein Kunde. Der Deutsch-Uruguayer leitete das Auslandsgeschäft von Traffic Sports aus São Paulo und sagt: Ohne dieses Modell würde der globale Transfermarkt zusammenbrechen. In Südamerika ist ein solcher Rechtehandel seit vielen Jahren gang und gäbe, manche klammen Klubs könnten ohne ihn kaum noch Kader zusammenstellen. Traffic unterhält mit Desportivo Brasil sogar eine eigene Firma mit Jugendinternat und Profiteam, in dem quasi Talente für den Investmentmarkt ausgebildet werden.
„Man kann mit einem Spieler Millionen gewinnen“
Mit GD Estoril aus Portugal gibt es einen Traffic-Klub als Schaufenster für solche Spieler, der in der Europa League mitspielt. „Das ganze Geschäft funktioniert nur über ein größeres Portfolio an Spielern, denn alles andere wäre viel zu riskant“, sagt Lösch. „Man kann mit einem einzigen Spieler Millionen gewinnen – oder verlieren.“ Traffic hantiert mit dem Geld von Großinvestoren.
„Im Prinzip ein ganz übliches Modell im Profigeschäft“, sagt auch Jörg Jakobs, Sportdirektor des 1. FC Köln. Sein Klub hatte einen Traffic-Spieler im Kader, Verteidiger Bruno Nascimento, inzwischen an GD Estoril weitergereicht. Jakobs betont: „Wir hatten in der Vergangenheit schon öfter Investoren im Boot, mit denen es so lief, dass sie an eventuellen zukünftigen Transfererlösen beteiligt werden.“ Lösch sagt: „Der FC Bayern, Manchester United oder Real Madrid brauchen das nicht, die haben genug eigenes Geld. Aber sonst machen das viele Vereine so. Nur reden sie nicht gerne darüber, weil dem Ganzen aus unverständlichen Gründen etwas Schmuddeliges anhaftet.“ Der Ruch von Menschenhandel.
Die Hoffnung auf den dicken Fisch
Das stört das Hanseatische Fußball Kontor nicht. Deutschlandweit einmalig, hat man in Schwerin das Fußball-Investment für den kleinen Mann erfunden. Schon über 1000 Anleger sind an Bord. Sie erwerben Anteile am Spieler, zugespitzt: Sie kaufen bei einem Spieler ein Bein, bei einem anderen nur den rechten Zehennagel. Sie mischen so mit in einem „globalen Geschäft“, wie Seemann es nennt. Und so hoffe man, irgendwann mal einen dicken Fisch zu angeln, der für Millionen an einen Topklub weiterverkauft wird. Es würde auch die Anleger freuen. Den einen oder anderen Transfer mit zwei- bis dreihundertfacher Rendite habe man jedenfalls schon getätigt.
Neulich blieb ein mazedonischer Spieler aus dem Investment nur wenige Wochen in Wil, quasi als Durchgangsstation – bevor er weiter in die Ukraine transferiert wurde. Mit enormem Gewinn.