Mobbingvorwürfe, Pamphlete gegen 50+1 und philosophische Exkurse: Von Hasan Ismaiks Facebook-Auftritt können Internet-Laien noch eine ganze Menge lernen. Ein Social-Media-Kurs.
Machen wir uns nichts vor: Als Leisetreter stehen Sie in den sozialen Netzwerken schnell auf verlorenem Posten. Nur mit ordentlicher Lautstärke erreichen Sie auch die schwerhörigsten Ohren hartnäckiger Traditionalisten. Hasan Ismaik, seines Zeichens Investor beim TSV 1860 München, zeigt Ihnen wie es geht. Auf seiner Facebook-Präsenz keilt der Jordanier munter gegen all jene aus, die er verdächtigt, seinem großen Traum von den Löwen in der Champions League im Weg zu stehen. Folgen Sie seinem Beispiel und sparen Sie nicht an Diffamierungen, wenn es darum geht, Ihre Gegner bloßzustellen. Die Romantiker der Initiative „Pro1860“? „Hinterhältig“ und „feige“! Die Vereinsführung will lieber Bodenständigkeit im Grünwalder Stadion als Luftschlösser inklusive Löwenzoo in München-Riem? Scheuen Sie sich nicht vor populistischen Vergleichen, sprechen Sie es ruhig aus: „Eigentlich sollten Fußballvereine wie Wirtschaftsunternehmen geleitet werden, von Profis. Bei 1860 dagegen wird der Verein wie eine Würstchenbude geführt.“
Nun, da Sie Aufmerksamkeit für Ihr Anliegen erregt haben, ist es an der Zeit, öffentlich zu enthüllen, wem hier eigentlich wirklich übel mitgespielt wird. Dass Ihr Verein gerade in die Viertklassigkeit abgestürzt ist, liegt nämlich mitnichten an jahrelanger Misswirtschaft und sportlicher Fehlplanung, sondern in erster Linie an dieser vermaledeiten 50+1‑Regel, die es nun mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Halten Sie mit Ihrer Enttäuschung über die Doppelmoral dieser DFB-Heinis nicht hinter dem Berg. Berichten Sie stattdessen darüber, wie oft Sie auf Ihren Reisen durch die weite Welt danach gefragt werden, „warum die Bundesliga auf Menschen, die helfen wollen, so negativ reagiert“. Ordnen Sie Ihr Schicksal dabei ruhig ins große Ganze ein. Drücken Sie Ihr Bedauern aus über die „traurigen Entwicklungen im deutschen Fußball, oder besser gesagt die Hetzjagd auf Menschen, die ihren Vereinen Gutes tun wollen“.
Und verpassen Sie an dieser Stelle nicht die Gelegenheit, die Verdienste ihrer tapferen Mitstreiter zu würdigen, ohne die es im Fußball hierzulande zappenduster aussähe. Denn: „Ohne Leute wie Kind oder Hopp würde die Bundesliga nur halb so viel wert sein. Sie sind genauso wichtig wie die Fankurve.“