Wer ein Trikot von Borussia Dortmund aus der abgelaufenen Saison haben will, kann fleißig sparen. Im offiziellen BVB-Shop ist es schon gar nicht mehr erhältlich, in üblichen Online-Stores geht der Stofffetzen für etwa 35 Euro über die digitale Ladentheke. Ein Schnapper! Nur nicht für Rabbi Matondo.
Den Schalker wird das Tragen eines Trikots seines Freundes Jadon Sancho einen fünfstelligen Betrag kosten. Matondo hatte sich zu Beginn der Woche dabei fotografieren lassen, wie er im Leibchen des Erzfeindes Trainingsübungen absolvierte. Für viele Schalker ein Sakrileg. Eine Strafe, das müsse schon sein.
„Unbegreiflich“, sagen andere. Ex-Schalke-Spieler Hans Sarpei, zum Beispiel. Denn nicht nur, dass der 19-jährige Matondo eine Geldsumme zahlen muss, mit der man gut und gerne ein Auto kaufen könnte, er soll auch Sozialstunden ableisten. Darauf hätten sich Spieler und Verein verständigt. Für eine Aktion, die irgendwo zwischen Ehrverletzung und fehlendem Fingerspitzengefühl einzuordnen ist.
Dabei trifft Sarpei, der Schalke 04 für seine Entscheidung kritisiert, einen wunden Punkt: „Wenn der Trikottausch eines 19 Jährigen, der erst eine Saison in Deutschland spielt und nicht mit der Rivalität im Pott aufgewachsen ist, schwerer sanktioniert wird als das Thema Rassismus, ist das für mich unbegreiflich.”
Schalkes ehemaliger Außenverteidiger spielt damit auf die Ereignisse rund um den ehemaligen Aufsichtsratschef Clemens Tönnies an, der nach seinen rassistischen Entgleisungen im vergangenen Sommer für drei Monate suspendiert wurde. Auf seinen eigenen Vorschlag hin, wie sich Mitglieder des Ehrenrats erinnern. Viel zu wenig, meinten viele. Noch zu viel, meinten einige. Zu seinem Rücktritt kam es in diesem Moment jedenfalls noch nicht. Das mediale Echo war verheerend.
Nachdem der Malocherklub von seinem ehemals starken Mann kuschte, handelt er nun scheinbar mit starker, ja fast überharter Hand. Dabei sollte es im Fall von Rabbi Matondo gar nicht um einen Vergleich mit den Vorfällen vor einem Jahr gehen, so einfach es auch wäre. Das Zetern eines erwischten Falschparkers, die vor ihm stehenden Polizisten mögen doch viel mehr auf die Verfolgung von Rasern achten, weil dort liege ja das wahre Problem, ist meist auch nicht überzeugend.
Und doch offenbart die Strafe für den Trikotsünder ein Problem Schalkes, das der Klub so schnell nicht loswerden wird: fehlende Glaubwürdigkeit. Der Verweis auf Clemens Tönnies und die allzu sanfte Handhabe im Rassismus-Eklat wird auch in Zukunft schwer wiegen. Gerade dann, wenn vom Verein eine Reaktion erwartet wird.
Nicht jeder Sünder wird sich dabei so einsichtig zeigen wie Rabbi Matondo, der am nächsten Tag öffentlich um Entschuldigung bat, versicherte, „keinesfalls Kummer oder Ärger” verursachen zu wollen – und sich mit dem Verein auf die Strafe verständigt. Ob das angemessen war? Er hätte auch probieren können, wie Clemens Tönnies zu handeln – und sich einen Bart wachsen lassen.