In unserer neuen Ausgabe widmen wir uns dem Machtwechsel beim 1. FC Kaiserslautern. Dort räumt Stefan Kuntz nach acht Jahren als Vorstandschef demnächst seinen Posten. Feinde werfen ihm vor, wie ein Sonnenkönig geherrscht zu haben. Was sagt Kuntz dazu?
Aber brauchen Fans nicht gewisse Identifikationsfiguren, gerade in einem Traditionsklub wie dem FCK?
Grundsätzlich ja, aber auch hier hat sich die Zeit geändert. In vergleichbaren Vereinen, die mit Abstieg und Aufstieg zu tun haben ist die Fluktuation größer. Wenn Spieler ein Angebot aus der Bundesliga bekommen, bitten sie mich, Ihnen diese Chance nicht zu versauen. Meine Aufgabe ist dann, es so zu regeln, dass der FCK gut aus der Sache rauskommt. Was soll ich mit einem Spieler, der hier jahrelang mit einem langen Gesicht rumläuft, weil wir ihm eine Möglichkeit verbauen? Zu meiner aktiven Zeit waren wir unter den Top 6 der Bundesliga und da waren die Unterschiede zwischen den Vereinen nicht so wahnsinnig groß wie heute. Aber das heute noch jemand bei uns sechs Jahre in einer dominanten Rolle spielt, gibt es nicht. Die meisten Veränderungen im Fußball sind konträr zum Wunschdenken des typischen FCK-Fans.
Aber Sie können doch der Region nicht allein die Schuld geben. Sie sagten, dass finanziell und strukturell alles gut gelaufen ist. Wo haben Sie die Fehler gemacht?
Ich gebe niemand eine Schuld, ich versuche aus meiner Sicht eine Situation zu beschreiben. Natürlich habe ich die ein oder andere falsche Entscheidung getroffen. Die Transfers zu Bundesligazeiten sind nicht alle aufgegangen. Ich lag mit der Verpflichtung eines Trainers daneben und einige Personalentscheidungen stellten sich im Nachhinein nicht als optimale Lösung dar. Außerdem ist es nicht gelungen, zu Bundesligazeiten die Weichen für die Zukunft zu stellen: In dieser Erfolgsphase hätten wir u. a. die Ausgliederung der Profiabteilung schaffen müssen, um den Verein flexibler aufzustellen. Wir waren zu sehr mit der Konsolidierung des FCK beschäftigt. Und last but not least: Ich hätte die Vielzahl der Aufgaben, die meine Position beinhaltet, früher auf mehrere Köpfe verteilen müssen.
Sie stehen auch abseits vom sportlichen Bereich in der Kritik.
Vielen Leuten kann man es einfach nicht recht machen. Wir haben jetzt im finanziellen Bereich zum zweiten Mal in Folge ein Plus gemacht und die Betriebsprüfungen bis Juni 2014 durchgezogen. Strategisch haben wir alle Ziele erreicht, wie etwa den Rückkauf des Nachwuchsleistungszentrum, den neuen Pachtvertrag oder den neuen Vermarktervertrag. Die Pläne für den Ausbau liegen fertig in der Schublade.
Dennoch machen sich viele im Umfeld Sorgen um die finanzielle Situation. Der Lauterer ist misstrauisch, seit hier Ende der neunziger Jahre von der damaligen Klubführung viel Vertrauen verspielt wurde.
Die meisten Vorwürfe aus den letzten Jahren sind alleine mit den abgeschlossenen Betriebsprüfungen als meist unrichtig aus der Welt geschafft. Aus meiner Sicht fehlt zudem manchen Menschen, die über das Thema reden und schreiben, ganz einfach die wirtschaftliche Kompetenz.
Ex-Aufsichtsrat Dieter Buchholz beispielsweise opponiert auch deswegen gegen Sie, weil Sie ihm vorwerfen, zu seiner Zeit als Aufsichtsrat sei auch nicht alles optimal gelaufen.
Der Vergleich der Bilanzen von 2008 und von heute klärt im wirtschaftlichen Bereich auf, die erreichten strategischen Ziele habe ich angesprochen und die sportliche Situation von damals bedarf keiner besonderen Erwähnung im Vergleich zu heute.
Manche gehen sogar soweit, dass sie um die Lizenz für die kommende Saison fürchten.
Das müssen wir uns auch jedes Jahr anhören. Obwohl wir sie jetzt drei Jahre hintereinander bekommen haben. Ohne Auflagen.
Die finanzielle Zukunft des Vereins ist also gesichert.
Ja! Auch wenn es durchaus sein kann, dass am Ende dieser Saison ein Minus stehen könnte. Wir haben aber das Selbstvertrauen zu sagen, dass wir das auffangen. Und, ja, das könnte durch einen Verkauf passieren.