In unserer neuen Ausgabe widmen wir uns dem Machtwechsel beim 1. FC Kaiserslautern. Dort räumt Stefan Kuntz nach acht Jahren als Vorstandschef demnächst seinen Posten. Feinde werfen ihm vor, wie ein Sonnenkönig geherrscht zu haben. Was sagt Kuntz dazu?
Fühlen Sie sich als Sündenbock?
Irgendwann hat es nichts mehr gebracht, die Dinge logisch zu erklären. Wenn in Lautern die Grundstimmung im Keller ist, kann man nicht mehr viel ändern. Dieser Verein lebt von Stimmungen und die Stimmung ist zurzeit schlecht. Ich werde einige Leute von ihrer negativen Meinung nicht mehr abbringen. Deshalb ist die Zeit gut für einen Neustart. Ich habe in der Pressekonferenz gesagt, der Verein steht über dem Einzelnen. Und dann muss ich mir auch eingestehen, dass ich nicht mehr der richtige Mann zur richtigen Zeit bin.
Hätten Sie an bestimmten Stellen früher sagen sollen: „Das macht jetzt mal ein anderer?“.
Definitiv. Mein größter Fehler war, nicht rechtzeitig darauf hinzuweisen, dass mein Arbeitsbereich zu komplex war. Ein Vorstandsvorsitzender kann sich nicht gleichzeitig vollumfänglich um den Sport und die komplette Strategie des Vereins kümmern. Das habe ich unterschätzt.
Als Sie im Frühjahr 2014 den Aufstieg erneut verpassten, stellten Sie mit Markus Schupp einen Sportdirektor ein, nur um ihn 15 Monate später wieder zu entlassen.
Das war keine optimale Personalentscheidung, das nehme ich auf meine Kappe. Unsere Vorstellungen, was man für diesen Posten mitbringen muss, sind zu weit auseinander gegangen. Mehr möchte ich nicht dazu sagen.
Ihrem Image hat diese Personalie nicht gerade gut getan.
Ob der Kader schlecht zusammengestellt ist, die Spieler nicht kämpfen, das Bier zu warm oder die Stadionwurst angebrannt war, irgendwann gab es für einige Leute sowieso nur noch einen Schuldigen.
Stefan Kuntz, wie geht es mit Ihnen weiter?
Dazu habe ich aktuell noch keine Idee. Ich konzentriere mich voll auf den FCK.
Bis zum 30. Juni 2016?
Das werden wir sehen. Ich habe Nikolai Riesenkampff, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates, versprochen: Nick, ich bringe meinen Job hochprofessionell zu Ende, ich bin eng am Trainer und an der Mannschaft. Aber es ist besser, zeitnah einen Nachfolger zu finden, der die nächste Saison plant.
Was würden Sie einem potenziellen Nachfolger raten?
Er sollte wissen, dass die Komplexität der Aufgabe FCK vielen nicht bewusst ist und sich dennoch in dieser Stadt viele ein Urteil zu diesem Unternehmen anmaßen und meinen, mitreden zu können. Das macht es Verantwortlichen sehr schwer.
Was hätten Sie sich vom Umfeld gewünscht?
Mehr Vertrauen.
Haben Sie sich in den acht Jahren als Vorstandsboss beim FCK verändert?
Auf jeden Fall. Ich bin lange nicht mehr so emotional wie zu meinen Anfangszeiten, ich lasse nicht mehr so viel an mich ran.
Aber Sie sind doch stinksauer, oder?
Nein, gar nicht. Damit würden Sie mir unterstellen, dass es mir primär um meine Person geht. Das tut es nicht. Ich muss nur am Ende des Tages in den Spiegel schauen können. Das kann ich. Auch wenn ich im Nachhinein manches anders machen würde.