In unserer neuen Ausgabe widmen wir uns dem Machtwechsel beim 1. FC Kaiserslautern. Dort räumt Stefan Kuntz nach acht Jahren als Vorstandschef demnächst seinen Posten. Feinde werfen ihm vor, wie ein Sonnenkönig geherrscht zu haben. Was sagt Kuntz dazu?
Sie haben jetzt von einem Kündigungsrecht Gebrauch gemacht, das in ihrem Vertrag festgeschrieben ist. Dieses Recht besagt, Sie könnten zurücktreten, wenn der Aufsichtsrat Ihnen als Vorstandsboss keine Transfers mehr genehmigt.
Was in meinem Vertrag von 2008 steht ist vertraulich. Der aktuelle Aufsichtsrat und ich haben aber festgestellt, dass wir zwei unterschiedliche Strategien fahren möchten Der Aufsichtsrat wollte in seiner Planung grundsätzlich vom schlechtesten anzunehmenden Fall ausgehen, was die Einnahmesituation anbetrifft. Fritz Grünewalt und ich sind dagegen immer von einem Mittelfall ausgegangen. Wir haben in der Vergangenheit auch bewiesen, dass wir diese Erwartungen erfüllen können. Diesen Weg wollte der Aufsichtsrat so nicht mehr mitgehen.
Und Sie haben sich enttäuscht zurückgezogen.
Nicht enttäuscht, eher konsequent. Die Loyalität und das Vertrauen zwischen Aufsichtsrat und Vorstand ist Stück für Stück gebröckelt – besonders seit das Gremium neu aufgestellt wurde. Als man mir mitteilte, dass wir den Wunschkandidaten des Cheftrainers und des sportlichen Beratungsgremiums nicht holen dürfen, weil der Aufsichtsrat seiner Verpflichtung aus sportlichen Gründen nicht zustimmen wird, war klar, dass es auf eine Trennung hinauslaufen könnte.
Es wurde im Umfeld auch über Ihr Gehalts spekuliert. Angeblich sei es viel zu hoch.
Was glauben die Leute denn, was ich verdiene? Da standen teilweise Millionensummen im Raum. Vollkommen absurd. Wir befinden uns hier in der zweiten Liga.
Es gab auch immer wieder Gerüchte, Sie hätten sich bei anderen Klubs beworben, bei Hannover 96, beim 1.FC Nürnberg…
…der DFB und die DFL werden auch gerne genannt.
Stimmt. Was ist da dran?
Nichts. Auch ein schönes Beispiel dafür, wie sich solche Gerüchte verselbstständigen. In den sozialen Netzwerken werden Gerüchte aufgestellt, die völlig an den Haaren herbei gezogen sind und oft weit ins Persönliche ragen. Und an den Stammtischen verbreiten sie sich, bis sich keiner mehr vorstellen kann, dass sie reine Erfindung sind.
Aha.
Nach dem Rücktritt von Trainer Kosta Runjaic hat ein Journalist mich auf der Pressekonferenz öffentlich gefragt, ob ich mich in Nürnberg beworben habe. Warum tut er das? Damit es alle anderen Medien im Raum aufgreifen. Dass Journalisten anschließend bei Nürnberg angefragt haben und der „Club“ wahrheitsgemäß mitteilt, dass an diesem Gerücht rein gar nichts dran ist, wird natürlich nicht vermeldet. So entsteht dann ein Bild zu meiner Person.
Und das verselbstständigt sich?
Dann lesen bestimmte Leute, dass mir niemand reinreden kann und ich alles selbst bestimme. Kompletter Quatsch. Der Aufsichtsrat ist u.a. für die Aufsicht der wirtschaftlichen Situation des Vereins verantwortlich, natürlich kann er intervenieren.
Wie sehen Sie es?
Ich kann nur sagen: Ich habe hier immer nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne des Vereins gehandelt. Ich habe immer mein Bestes gegeben! Und wenn ich den Vergleich anstelle zwischen den guten und den nicht optimalen Entscheidungen, stelle ich mit viel Stolz fest, dass die guten Entscheidungen für den FCK absolut überwiegen und die Außendarstellung des FCK seit 2008 stark verbessert ist.
Dennoch herrscht bei vielen im Anhang das Gefühl vor: „Wir hier unten, die da oben auf dem Betze“.
All denen, die denken, ich sei ein Alleinherrscher gewesen, entgegne ich: Es ging mir bei allem, was ich getan habe, nicht um mich, sondern um den Verein. Wenn man die Verantwortung trägt, sollte man aber auch bei der Entscheidung maßgeblich beteiligt sein.