Tribaltattoos, Großraumdisko-Flair und David Guetta: Die EM-Eröffnungsfeier erntete viel Spott. Aber was erwarten die Leute eigentlich?
Aber ganz ehrlich: Was erwarten die Leute eigentlich von einer Fußball-Großveranstaltung, die von grauen Herren hinter Marmorschreibtischen geplant wird und ein Megamassenpublikum ansprechen sollen? Ein Publikum, von dem ein Großteil Mario Barth und Musicals wie der „Der König der Löwen“ zu den großen kulturellen Errungenschaften der letzten 100 Jahre zählt.
Haben die Leute am Freitagabend tatsächlich erwartet, dass Chilly Gonzales Erik Saties „3 Gymnopédies“ spielt, während Michel Houellebecq aus Albert Camus’ „Der Fremde“ oder Jean-Paul Sartres „Das Sein und das Nichts“ vorliest?
Zurück zu einer Kultur des Kleinen?
Haben sie geglaubt, dass man einen Fußball, der auf allen Ebenen zu einem Mega-Event und Fantasie-Produkt geworden ist, der ein ganzes Schland mit Schwarz-Rot-Goldener Schminke überziehen kann, zurück zu einer Kultur des Kleinen und Ästhetischen führen kann? Ganz ehrlich: Der Zug ist lange abgefahrenen. Wenn er überhaupt jemals im Fußball Halt gemacht hat.
Am Ende sei vielleicht noch gesagt, dass zwischendurch ja sogar ein paar Töne von Edith Piaf erklangen, weswegen es zumindest ein bisschen lustig wurde, denn Bela Rethy frohlockte in dieen ganzen Wahnsinn hinein: „Mehr Frankreich geht nicht!“
Oder war das ernst gemeint?