Trotz „Partyaffäre“ und verlorener Kapitänsbinde ist Julian Weigl die große Mittelfeld-Hoffnung des TSV 1860 München. Wir sprachen mit dem 19-Jährigen darüber, warum er Angst vor Pierre Emil Hojbjerg hat und sich an den Bender-Zwillingen orientiert.
Streben Sie denn wieder eine Führungsposition an?
Ich bin ein Typ, der auf jeden Fall Verantwortung übernimmt. Ich war in der U19 auch Kapitän, weil ich jemand bin, der den Mund aufmacht und vorangehen kann.
Jetzt haben Sie gerade U19 gesagt, Sie hatten jetzt auch schon ein paar Einsätze für die U20-Nationalmannschaft – wo liegt der Unterschied darin für die Löwen und die Nationalmannschaft aufzulaufen?
Es hat beides seine Reize. Wenn ich für ’60 auflaufe, bin ich einfach stolz, für die Löwen zu spielen, weil ich hier die Jugend durchlaufen habe. Mit dem Verein verbinde ich viel und habe ihm viel zu verdanken. Es gibt aber auch keine schönere Wertschätzung, als für sein eigenes Land zu spielen. Wenn man dasteht und die Hymne läuft, ist man schon stolz. Vom Fußballerischen her ist es insofern etwas anderes, weil in der zweiten Liga einfach abgezockte erfahrene Spieler dabei sind und in der Juniorennationalmannschaft spielst du nur gegen Gleichaltrige.
Wie entwickeln Sie sich weiter, an wem orientieren Sie sich?
Auf meiner Position bewundere ich am meisten Cesc Fabregas. Ich beobachte immer, wenn ich mir Spiele anschaue, meine Position, auch bei ihm. In Deutschland kann ich mir von den Bender-Zwillingen viel abschauen.
Sind Sie eher jemand, der sich vor dem Spiel zurückzieht, um gedanklich nochmal alles durchzugehen oder suchen Sie Ablenkung bei der Gruppe?
Ich bin eher mit den Jungs zusammen. Vorm Spiel selbst bin ich relativ locker und kann die Anspannung dann kurzfristig aufbauen. Beim Einlaufen bete ich, das ist das einzige Ritual, ich springe vor Anpfiff jetzt nicht dreimal auf einem Bein oder so. (lacht)
Diesen Sommer haben Sie auch eine Ausbildung abgeschlossen, wenn Sie nicht Fußballspieler geworden wären, würden Sie jetzt als Einzelhandelskaufmann arbeiten?
Wahrscheinlich nicht, nein. Der Einzelhandel an sich wäre nicht so meins, aber das Kaufmännische macht mir schon Spaß. Ich hatte zu Hause die Wirtschaftsschule abgeschlossen und dann hat mir ’60 angeboten, dass ich hier eine Ausbildung machen kann. Dadurch hatte ich die Chance, morgens bei den Profis zu trainieren und dann zu arbeiten. Denn seitdem ich denken kann, war es mein Traum, Fußballprofi zu werden.