Borussia Dortmund jubelt, der FC Schalke würde am Liebsten zurück in die Corona-Pause. Wie es soweit kommen konnte – und wieso ausgerechnet die Heimmannschaft von der Geisterspiel-Atmosphäre profitiert hat. Fünf Thesen zum Revierderby.
Es war ein historisches Derby. Zum ersten Mal in der langen Bundesliga-Geschichte trafen Borussia Dortmund und Schalke 04 aufeinander, ohne dass Fans im Stadion zugegen waren. Das war jedoch nicht das einzig historische an diesem Derby – sehr zum Unglück der Schalker Anhänger. Der 4:0‑Erfolg war Dortmunds höchster Derby-Sieg seit 1966. Hier sind fünf Gründe für diesen Triumph.
Wer sich erhofft hatte, dass die Trainer während der Corona-Pause taktische Innovationen austüfteln oder auch nur neue Matchpläne entwerfen, wurde schnell enttäuscht. Dortmunds Trainer Lucien Favre machte exakt dort weiter, wo er vor der Unterbrechung aufgehört hatte. Sein BVB lief in einem 3−4−3 auf. Auch Schalke-Coach David Wagner hielt an seinem 3 – 4‑3-System fest, mit dem Schalke Mitte März das vorerst letzte Pflichtspiel bestritten hatte.
Ungewohnt war hingegen nicht nur die Ruhe auf den Tribünen, sondern auch die Ruhe auf dem Platz. Beide Teams spielten wesentlich bedächtiger, als dies bei einem Derby normalerweise der Fall ist. Besonders Dortmund zog sich in der eigenen Defensivformation einige Meter weiter zurück als in den Anfangsmonaten dieses Jahres. Die Folge waren weniger Zweikämpfe – und mehr Zeit am Ball. Mit 85 Prozent (Dortmund) beziehungsweise 81 Prozent (Schalke) Passgenauigkeit kamen viele Zuspiele beim Mitspieler an. Kein Wunder: Beide Teams spielten öfter quer als gewohnt.
Wagner hatte eine Idee ausgeklügelt, wie seine Mannschaft aus dem Ballbesitz heraus zu Torchancen gelangen sollte: Sein Team baute das Spiel vor allem über die linke Seite auf. Hier sollten Linksverteidiger Bastian Oczipka, Linksaußen Amine Harit und Mittelfeld-Mann Suat Serdar eine Überzahl kreieren.
Was in der Theorie clever klang, funktionierte in der Praxis nicht. Serdar rückte konstant zu weit nach vorne. Im Aufbau entstand bei Schalke eine 4 – 1‑5-Formation – eine Variante also fast gänzlich ohne Mittelfeld. Ein Aufbauspiel durch das Mittelfeld-Zentrum war so nicht möglich. Die einzige Möglichkeit, Abwehr und Angriff zu verbinden, wären lange Bälle gewesen. Diese konnte Schalke nicht spielen, da im Angriff ein Stürmer fehlte, der solche Bälle festmachen kann. Schalke gelang wenig bis kein Raumgewinn.