Loyle Carner gilt als nächstes großes Ding in der britischen Musikszene. Im Interview vor dem Spiel seines Liverpool FC gegen Bayern spricht er über Jürgen Klopp, emotionale Treffen mit Eric Cantona und den Brauch, Freikarten für alte Deutschland-Trikots zu verteilen.
Sie loben Freikarten für Ihre ausverkauften Shows aus, wenn Ihnen jemand ein altes Trikot mitbringt. Wie kam das?
Vor einem Auftritt in Dublin schrieb mich ein Fan auf Twitter an. Er wusste, dass ich alte Fußballtrikots sammele und bot mir ein Trikot der Schweden von der WM 1990 an – gegen eine Eintrittskarte. Ich bin darauf eingegangen. Dann machte es: Bing, bing, bing. Mich erreichte eine Flut von alten Trikots. Besonders waren dabei die Auswärtsjerseys von Liverpool aus den Neunzigern. Ich stehe aber auch auf diese japanischen Shirts, auf die England-Nationaltrikots oder auch jene von Deutschland aus den Neunzigern. Und für jedes Trikot habe ich seitdem eine Freikarte ausgehändigt, das ist nur fair.
Ein Engländer, der die Trikots der Deutschen sammelt?
Ich kann es nicht erklären, aber irgendwie spüre ich eine besondere Zuneigung zu den Deutschen. Bei einer meiner letzten Shows in Berlin trug ich das deutsche Nationaltrikot der WM 1998.
Wie groß ist Ihre Trikotsammlung und welches ist Ihr Lieblingstrikot?
Ich habe mindestens 90, gehe gerade auf die hundert Trikots zu. Das beste Stück habe ich auf ebay gefunden: das Gazza-Trikot der EM 1996. Es ist mehrere hundert Euro wert, ich saß bei der Auktion bis mitten in die Nacht vor dem Laptop. Ich erwartete, dass sehr viele andere User mitbieten würden. Aber so kam es nicht. Außerdem hatte der Verkäufer wohl keinen Sinn für den Wert des Trikots. Am Ende schnappte ich mir das Trikot für neun Pfund. Neun Pfund!
Sie fieberten im letzten Jahr mit der englischen Nationalmannschaft mit, sangen bei den Konzerten „It‚s coming home“. Welche Erinnerungen haben Sie an den Sommer 2018?
Es waren vier Wochen, in denen das ganze Land schwebte. In jedem Pub, an jeder Ecke standen die Menschen in Trikots der Nationalmannschaft zusammen – egal ob Muslime, Christen, Juden usw. In unserem Land passiert gerade viel Mist, wenn man nur an den „Brexit“ denkt, aber diese WM war ein wunderbares Beispiel dafür, wie der Fußball die Menschen verbinden kann.
BT Sport UEFA Champions League Road to Cardiff Loyle Carner from Jordan Buckingham on Vimeo.
Sie haben auch schon einen „richtigen“ Fußballsong geschrieben. Darin fassten Sie die Ereignisse einer Champions League-Saison zusammen. Wie lange haben Sie daran geschrieben?
Puh, das waren zwei Wochen. Wir waren da gerade auf Tour in Australien. Ich habe mir alle Highlights der Saison angeschaut, sogar von jedem einzelnen Gruppenspiel. Die Zeilen habe ich zu Papier gebracht, als wir von einem Ort zum anderen flogen. Am Ende hatte ich sogar zu viel Text. Wir mussten ordentlich kürzen. Der Song ist ganz okay geworden, aber ich kann das besser. Ich spreche gerade mit einem Sender, ob wir einen neuen Track für die diesjährige Champions League-Saison aufnehmen.
Die Royal Television Society hat den Song und das Video mit einem Award ausgezeichnet, gleichzeitig wurden Sie auch für den renommierten Brit Award nominiert. Stimmt die Geschichte, dass Sie die Verleihung für ein Fußballspiel haben platzen lassen?
Nein, nein, bei der Verleihung war ich dabei. Aber es gab ein Event nach Bekanntgabe der Nominierungen. Da sitzen dann alle in einem Raum und sagen: „Oh mein Gott, wie krass, ich bin nominiert!“ Das war nichts für mich. Ich bin mit meiner Mutter direkt zum Selhurst Park, also zu ihrem Team Crystal Palace, und wir haben mit einem Bier angestoßen.
Ihr könnt ein von Loyle Carner handsigniertes „11FREUNDE-Spezialheft England“ gewinnen. Beantwortet einfach die Frage: Welche Rückennummer hat das Shirt, das gewöhnlich bei Carners Auftritten an der Bühne hängt? Antworten bitte an online@11freunde.de