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Herr Zorc, welche Gedanken gehen durch Ihren Kopf, wenn Sie an 1989 denken?

Das sind sehr schöne Erin­ne­rungen. Man hat die Bilder noch vor dem geis­tigen Auge. Das fing schon an mit der Platz­be­gut­ach­tung. Man sah diese gelb­schwarze Kurve im Ber­liner Olym­pia­sta­dion und hatte sofort das Gefühl, du bist hier nicht allein. Ich habe eine Gän­se­haut bekommen und geglaubt, hier ist was zu schaffen. Was dann abge­laufen ist, war im Rück­blick ein großer Tag für den BVB und für Dort­mund.



Damit war der Verein im inter­na­tio­nalen Geschäft eta­bliert?

Wir hatten es schon zwei Jahre vorher einmal geschafft, uns für den UEFA-Cup zu qua­li­fi­zieren. Das war der erste Anstoß, den Klub nach vorn zu bringen. Danach ging die posi­tive Ent­wick­lung weiter. Wichtig war die Ver­pflich­tung von Ottmar Hitz­feld im Jahr 1991. Er hat die Mann­schaft, die eigent­lich noch nicht so weit war, 1993 ins UEFA-Pokal-End­spiel gebracht. Damit sind dem Verein wirt­schaft­liche Mög­lich­keiten eröffnet worden. Zu uns kamen Spieler, die bis dahin nicht zu haben waren.

Die Geschichte scheint sich zu wie­der­holen, denn wie damals gegen Werder Bremen ist Borussia Dort­mund gegen Bayern Mün­chen wieder Außen­seiter…

Es hätte keiner was dagegen, wenn wir nach sechs Jahren wieder einen Titel holen. Wir würden die schwie­rige Zeit abschließen, die wir durch­lebt haben. Die End­spiel­teil­nahme hat mit großer Wahr­schein­lich­keit auch die Teil­nahme am UEFA-Cup zur Folge. Ich bin sicher, dass die Bayern einen der ersten drei Plätze belegen, die für sie die Qua­li­fi­ka­tion für die Cham­pions League bedeuten. Für uns eröffnen sich durch die Teil­nahme am inter­na­tio­nalen Wett­be­werb neue Mög­lich­keiten, auch wenn wir zunächst einmal nur für die erste Runde planen können. Zurück zum Finale in Berlin: In Spielen, in denen wir nicht Favorit waren, haben wir schon öfter Über­ra­schungen geschafft. Es steht nir­gends geschrieben, dass uns das nicht auch 2008 gelingt.

Welche Ver­än­de­rungen hat es in der Bun­des­liga seit 1989 gegeben?

Die Rah­men­be­din­gungen sind im Ver­gleich zu 1989 deut­lich anders. Die Popu­la­rität der Bun­des­liga ist in weiten gesell­schaft­li­chen Berei­chen gestiegen. Die Medien-Bericht­erstat­tung ist deut­lich aus­ge­weitet worden. Nicht zuletzt die WM 2006 hat neue Schichten der Gesell­schaft erfasst und für den Fuß­ball begeis­tert. Das müssen wir uns zunutze machen.

Als Urge­stein des BVB seit 1978 ist ihnen der zwi­schen­zeit­liche Nie­der­gang sicher nahe­ge­gangen.

Es war eine enorme Kraft­an­stren­gung. Borussia Dort­mund ist mit Hans-Joa­chim Watzke und Rein­hard Rau­ball wieder in sicheres Fahr­wasser gekommen. Wir haben alle Aus­ga­ben­be­reiche her­un­ter­ge­fahren, wir haben Spieler abgeben müssen. Aber wir hatten auch in schwie­rigen Zeiten immer die Unter­stüt­zung der Fans, konnten den Zuschau­er­schnitt sogar stei­gern. Das hat erneut gezeigt, welche unge­heuer große Anzie­hungs­kraft der Verein Borussia Dort­mund hat.

In den neun­ziger Jahren befand sich Dort­mund auf Augen­höhe mit Bayern. Wann kommt Borussia da wieder hin?

In abseh­barer Zeit nicht. Die Fans dürfen davon träumen, dass wir wieder ganz oben mit­spielen um die Meis­ter­schaft, aber unter den aktu­ellen Rah­men­be­din­gungen können wir das noch nicht schaffen. Die Bayern sind uns und allen anderen Ver­einen weit voraus. Sie haben sehr viel Qua­lität für sehr viel Geld ver­pflichtet. Davon sind wir aktuell mei­len­weit ent­fernt. Es ist noch nicht lange her, da ging es um die Exis­tenz des BVB. Wenn wir das ver­gessen hätten, hätten wir nichts gelernt. Ein Transfer wie der von Franck Ribéry ist für uns wirt­schaft­lich auf abseh­bare Zeit nicht denkbar.

Muss die Mann­schaft trotz dieser Zwänge fürs inter­na­tio­nale Geschäft ver­stärkt werden?

Wir müssen weiter an unserem Kader arbeiten, können aber nur ein kal­ku­liertes Risiko ein­gehen. Nach dem Stand von jetzt können wir, wie gesagt, nur mit einer Runde im UEFA-Pokal planen. Die grö­ßeren Ein­nahmen kommen aber erst in der Grup­pen­phase und danach.

Es gibt schon jetzt Lücken in der Mann­schaft…

Die haben wir erkannt. Wir arbeiten daran, diese zu schließen. Wir haben Tamas Hajnal für das offen­sive Mit­tel­feld ver­pflichtet, er kann uns wei­ter­helfen. Viele sehen nicht ganz zu Unrecht Pro­bleme im Abwehr­be­reich. Hier werden wir etwas tun. Wir werden Spieler ver­pflichten, mit denen wir uns im UEFA-Pokal gut auf­ge­hoben fühlen.

Sieht es in der Offen­sive besser aus?

Hier haben wir nicht so großen Hand­lungs­be­darf. Wir haben Frei, Petric, Kli­mo­wicz. Nelson Valdez ist unheim­lich bemüht, auch wenn das Ergebnis nicht zufrieden stellt. Das belastet ihn selber. Die Fans haben ein Recht zur Kritik. Sie gehört zum Fuß­ball genauso wie Bei­fall. Aber sie sollten nicht einen ein­zelnen Spieler fer­tig­ma­chen.

Nach 1989 hat sich im Team ein Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl gebildet. Kann sich das wie­der­holen?

Für Fuß­baller ist es wichtig, Per­spek­tiven zu erkennen. Die sind mit der Teil­nahme am inter­na­tio­nalen Wett­be­werb gegeben. Spieler wie zum Bei­spiel Mladen Petric, Alex­ander Frei oder Sebas­tian Kehl möchten sich auf der inter­na­tio­nalen Bühne prä­sen­tieren. Oder nehmen Sie Dede; der hat sich gefreut wie ein kleines Kind, als wir das Pokal-End­spiel in Berlin erreicht haben. Auch wenn wir in der Bun­des­liga noch hinter den Ansprü­chen geblieben sind, erkennen die Spieler: Beim BVB tut sich was.