Nach nur einem Sieg aus sechs Spielen steht der 1. FC Köln gegen Schalke 04 bereits unter Druck. Was nicht nur an den natürlichen Problemen eines Abstiegskandidaten liegt, sondern auch an der personellen Konstellation.
Das Amt als Geschäftsführer hatte Armin Veh dabei in einer fast aussichtslosen Situation übernommen, weil der Abstieg des FC faktisch schon im Winter feststand. Das Ziel lautete deshalb, den 1. FC Köln für den direkten Wiederaufstieg vorzubereiten. Einige wichtige Führungsspieler verlängerten, Markus Anfang wurde als neuer Trainer installiert. Der Aufstieg gelang, wenn auch mit einigen Auf und Abs – dazu gehörte auch Anfangs Entlassung im April kurz vor dem Erreichen des Ziels. Veh musste deswegen erneut auf Trainersuche gehen, mit dem ehemaligen Regensburger Coach Achim Beierlorzer wurde er fündig.
Stühlerücken in der Chefetage
Zuvor hatte der Geschäftsführer bereits einen vereinsinternen Machtkampf mit Werner Spinner gewonnen, dem ehemaligen Präsidenten des FC. Dieser trat nach einer dubiosen Affäre um eine Sprachnachricht im März 2019 zurück, was Vehs Machtposition innerhalb des Vereins ausbaute. Während der FC sich also mehr schlecht als recht dem Aufstieg entgegenschleppte, begann auf vereinspolitischer Ebene das Ringen um die Macht – Anfang September 2019 stand die Wahl eines neuen Präsidiums auf dem Programm. Als zwischenzeitlicher Nachfolger für Werner Spinner rückte Stefan Müller-Römer, der Vorsitzende des Mitgliederrats, ins Präsidium auf. Dieses Gremium ist eine wichtige Kontrollinstanz beim FC, der mit mehr als 110.000 Mitgliedern zu den populärsten Vereinen in Deutschland gehört und eine der demokratischsten Satzungen der Bundesliga hat.
Der Mitgliederrat hat das Recht, den Mitgliedern Vorschläge für das dreiköpfige Präsidium zu machen. Die beiden bisherigen Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach verzichteten ab Mai auf weitere Vorstandssitzungen, weil sie sich mit Müller-Römer nicht grün waren. Auf vereinspolitischer Ebene stagnierte der FC also, obwohl es genügend Handlungsfelder gab, die zu bearbeiten gewesen wären. Vor etwa einem Monat fand dann die Wahl des neuen Vorstands statt. Der Mitgliederrat schlug Werner Wolf, Jürgen Sieger und Eckhard Sauren vor, die mit einer großen Mehrheit ins Amt gewählt wurden. Ihre Aufgabe ist es nun, die großen Projekte voranzutreiben. Dazu gehört natürlich der sportliche Erfolg, aber auch infrastrukturelle Anliegen wie der Ausbau des „Geißbockheims“ sind für die Zukunft des Vereins von Bedeutung. Auch das Verhältnis zur eigenen Fanszene hatte unter den Vorgängern Spinner, Schumacher und Ritterbach arg gelitten.
Ist Köln bundesligatauglich?
Eine der dringlichsten Aufgaben wird aber darin liegen, die Führungspositionen in der KGaA, die dem Verein gehört, zu besetzen. Die Amtszeit Vehs endet im Sommer 2020 und einiges wird auch davon abhängen, wie sich die Mannschaft bis Weihnachten präsentiert. Nach einem schwierigen Auftaktprogramm mit Dortmund, Gladbach und Bayern warten nach dem Schalke-Spiel Gegner auf Augenhöhe: Paderborn, Mainz oder Düsseldorf. Spiele, in denen der FC jetzt schon zum Punkten verpflichtet ist. Die nächsten Wochen könnten daher fast schon entscheidend für die Zukunft von Veh, aber auch von Beierlorzer sein. Schafft es der Aufsteiger in diesen Spielen nicht, den Anschluss zum Tabellenmittelfeld zu halten, rücken automatisch die beiden für den sportlichen Bereich Verantwortlichen in den Fokus.
Langweilig wird es beim 1. FC Köln daher in den kommenden Wochen wohl eher nicht werden: Der neue Vorstand beginnt seine Arbeit und muss gleichzeitig die Zukunftsperspektiven der wichtigsten Führungskräfte analysieren, während Mannschaft und Trainer darum kämpfen, die Bundesligatauglichkeit nachzuweisen – auf Köln wartet womöglich ein ungemütlicher Herbst.