Wolfsburg zerlegt die Bayern, der Hunter tritt nach und Manni Binz steht kurz vorm Comeback. Back for good: unsere 11 des Spieltags
Nils Petersen
Ebenfalls ernst gemeint war der Hattrick von Freiburgs Neu-Stürmer Nils Petersen. Nach seiner eher durchwachsenen Zeit bei Werder Bremen war der Stürmer so abgeschrieben wie einst unsere Abi-Klausuren. Hinter Franco di Santo, Davie Selke, Melvyn Lorenzen, sämtlichen anderen Ersatzspielern, sämtlichen Stürmern der Alten Herren, dem Busfahrer, Klaus von Klaus & Klaus, dem anderen Klaus von Klaus & Klaus, Arnd Zeigler, Ailton, den Wurstbuden-Servicekräften des Stadions, der Putzfrau, den Ordnern, sämtlichen Jungstürmern bis runter in die zweite D‑Jugend-Mannschaft und eigentlich auch jedem sonst, der in der Vergangenheit am Trainingsgelände vorbeiging, ohne direkt auf die Schnauze zu fallen, war Petersen nur noch die Nummer 47 (geschätzt) in der Hackordnung des Bremer Sturms. In Freiburg kam es nun zum Neustart, der zur Pause eingewechselte Stürmer zerlegte die Frankfurter Eintracht mit einem lupenreinen Hattrick gleich mal im Alleingang und konnte sein Glück wohl selbst kaum fassen. Nach einer so langen Leidenszeit ein so großartiger Phönix-aus-der-Asche-Auftritt, das ist ein derart erbaulich-schönes Fußballmärchen, dass wir gerührt begonnen haben, ein Kinderbuch darüber zu schreiben. Arbeitstitel: Petersens Mondfahrt.
Manni Binz
Der ein oder andere wird sich wundern, warum wir an dieser Stelle an den ehemaligen Frankfurter Libero Manni Binz für die 11 des Spieltags nominieren. Nun, sagen wir so: Die Defensive der Eintracht ist zur Zeit derart instabil, dass selbst der Rubel Witze über sie macht. Löchriger als Gina-Lisas Allgemeinbildung, fehlerhafter als Lothar Matthäus auf dem Heiratsmarkt und mit mehr Gegentreffern als einst Axel Schulz gegen Francois Botha – so steigt man ab. Ein guter, alter Libero à la Manni Binz würde der Abwehr also wirklich gut tun. Satte 38 Gegentore haben die Frankfurter mittlerweile bekommen, noch ein paar mehr und wir richten einen Rettungsfond für die Eintracht ein. Vielleicht können wir ja Manni Binz als Chairman gewinnen.
Franco di Santo
In Bremen wird man Nils Petersens Gala eventuell nicht mitbekommen haben, schließlich war man damit beschäftigt, den eigenen Superstürmer Franco di Santo hart abzufeiern. Und das nicht zu Unrecht. Im Spiel gegen die Hertha netzte der Argentinier gleich doppelt, am Ende stand ein souveräner 2:0‑Sieg für seine Bremer. Obschon man sagen muss, dass die Herthaner derart kopflos agierten, dass man mit dem gesamten Team ein Sequel zu „Sleepy Hollow“ drehen könnte. Mit di Santo in der Hauptrolle.
Georg Niedermeier
Sich die Hand an der Latte verletzten, das kennen wir aus den einsamsten, beschämendsten Tagen unserer Pubertät. Weswegen wir auch mit Georg Niedermeier mitfühlen können. Stuttgarts wandelnder Rasenmäher schaffte beim 0:1 gegen Gladbach gleich zweimal das Kunststück, den Ball aus kurzer Distanz nicht im Tor unterzubringen. Im ersten Versuch peitschte Niedermeier den Ball drüber, beim zweiten prügelte er ihn ans Gebälk. Nach der ersten dieser beiden Aktionen schlug Niedermeier frustriert an die Latte und zog sich dabei seine Verletzung zu. Was ihn freilich nicht am Weitermachen hinderte. Auch das kennen wir.
Pierre-Emile Hojbjerg
Es gibt Wurzelbehandlungen beim Zahnarzt, die machen mehr Spaß als eine Bundesligapartie wie Augsburg gegen Hoffenheim. Dachten wir hochnäsigen Schnösel zumindest, bis uns Augsburgs Leihspieler Pierre-Emile Hojbjerg mit seiner erfrischenden Vorstellung eines Besseren belehrte. Mit dem Dänen aus München, der beim 3:1 gegen Hoffenheim gleich mal einen Treffer vorbereitete, scheinen die Augsburger erneut einen guten Griff getan zu haben. Andererseits überrascht uns das nicht, schließlich sind die FCA-Macher schon seit einiger Zeit erfolgreicher auf dem Transfermarkt als Hugh Hefner bei einer seiner Pyjama-Partys.
Marcel Risse
Den HSV zu schlagen ist ja seit einiger Zeit in etwa so schwer wie den eigenen Bauchnabel mit dem Zeigefinger zu finden. Was freilich Marcel Risses Leistung gegen die Hamburger nicht schmälern soll. Kölns Rechtsaußen netzte gegen die Hamburger gleich zweimal und hatte bei all seinen Supersprints über die rechte Seite sogar noch Zeit, mit Gegenspieler Marcell Jansen über einen neuen, besser geeigneten Spitznamen als „Skorpion“ zu debattieren. Mittlerweile soll Jansen auf dem Weg zum Tätowierer seines Vertrauens sein, um sich in geschwungener Schrift „Schnecke“ auf den freien Unterarm stechen zu lassen.