Manuel Baum wird neuer Trainer auf Schalke. 2018 sprachen wir ausführlich mit ihm: über lange Bälle und Beamte, Taktik bei Sky und ganz, ganz viel Gefühl.
Aber Sie hatten auch eine Schulmannschaft. Und mit der wurden Sie 2011 Deutscher Meister. Der Spieler, der damals das Siegtor machte, Sebastiano Nappo, spielt seit diesem Sommer in der Zweiten des FCA. Es war vermutlich kein Wechsel aus sentimentalen Gründen?
Nein, Sebastiano hat im letzten Jahr in Heimstetten viele Tore erzielt und ist ein richtig guter Spieler. Er ist ja auch nicht der einzige ehemalige Schüler von mir, der inzwischen bei uns in Augsburg aufgeschlagen ist.
Der bekannteste dürfte Philipp Max sein, der mal gesagt hat, Sie hätten ihn immer beim Spicken erwischt.
Tim Rieder, den wir jetzt nach Darmstadt ausgeliehen haben, war in meiner Klasse. Moritz Leitner war auch mein Schüler.
Verfolgen Sie die Lebenswege Ihrer ehemaligen Schützlinge? Nur die wenigsten werden ja Profi geworden sein.
Ja, absolut. Ich schaue mir ja regelmäßig die Amateurklassen an, und da begegnet man schon einigen von ihnen.
Sie meinen, Sie schauen sich die Ergebnisse an. Oder tatsächlich die Spiele?
Die Spiele. Gestern war ich bei einem Pokalspiel zwischen einem Bayernligisten und einem Regionalligisten. In einer Mannschaft waren fünf Spieler, die ich mal begleitet habe – zwei als Schüler, drei als Fußballer. Manchmal sind die Vereine überrascht, dass ein Bundesligatrainer bei ihnen vorbeischaut, aber ich möchte den Bezug zur Regionalität und zu den Leuten nicht verlieren, die ich in den kleineren Klubs kenne. Außerdem sieht man auch in den unteren Klassen das eine oder andere, was interessant ist.
Eigentlich überrascht es nicht, dass Sie sich in Ihrer Freizeit Amateurspiele anschauen. Sie gelten als jemand, der enorm viel arbeitet. So waren Sie schon während Ihrer Tätigkeit als Lehrer nebenbei Trainer in Unterhaching.
Der Höhepunkt war eigentlich vor Unterhaching. So um 2009 herum hatte ich ein volles Deputat an der Schule, habe Starnberg in der Bezirksoberliga trainiert und war auch noch Torwarttrainer bei Sechzig. Bei Haching hatte ich dann nur noch zwei Jobs, aber das hat auch gereicht.
Wir ersparen uns an dieser Stelle jeden Witz über die Freizeit von Lehrern – aber wie geht das rein zeitlich? Neben der normalen Präsenz muss man ja Dinge auch noch vor- und nachbereiten.
Vieles hat sich zwischen zehn Uhr morgens und drei in der Früh abgespielt. Vor allem, was die Fußballvorbereitung betrifft. Im Lehrbereich kriegt man schnell eine Routine. Nehmen wir die Sportbiologie und den Aufbau des Herzens. Das Organ verändert sich nicht, wenn du also einmal die Stunde gut vorbereitet hast, kannst du darauf immer zurückgreifen.
Wann beginnt denn in Bayern die Schule?
7.50 Uhr war Schulbeginn. Um 6.30 Uhr bin ich aufgestanden.
Macht dreieinhalb Stunden Schlaf. Pro Tag.
Damals hat mir das gereicht. (Lacht.)
Die zwei Jobs zur Ihrer Hachinger Zeit scheinen dann doch nicht genügt zu haben, denn seit damals sind Sie auch Taktikexperte bei den Champions-League-Übertragungen von Sky.
Heute aber etwas abgespeckter als 2014, als ich dort anfing. Ich betrachte es als Fortbildung, weil ich mich mit internationalen Mannschaften beschäftigen muss. In der letzten Saison war es so, dass ich ein oder zwei Sachen, die mir bei der Analyse aufgefallen sind, tatsächlich hier beim FCA einbauen konnte.
Wie kam es zu diesem Nebenjob?
Einmal im Jahr gibt es eine Fortbildung für die Sky-Mitarbeiter. Frank Wormuth, damals Chefausbilder beim DFB, referierte 2014 über Taktik. Im Nachgang haben sie ihm gesagt, dass sie ihr Analyseteam um Erik Meijer ausbauen möchten und jemanden suchen, der gut im taktischen Bereich ist. Ich machte gerade meinen Fußballlehrer bei Wormuth, da hat er mich empfohlen.