Von wegen Minusrekorde. Die Zweitvertretungen einiger Bundesligaklubs erfreuen sich großer Beliebtheit. Andere spielen vor einer Handvoll Leute.
Nicht mit normalen Maßstäben zu messen sind natürlich die Derbys gegen die Zweitvertretung der Löwen. Bereits zehn Tage vor dem jüngsten Derby am 12. August meldete der TSV 1860: ausverkauft, alle 12 500 Tickets weg. Viele Anhänger schwärmen von diesen Aufeinandertreffen, die den großen Fußball ins alte Stadion zurückzubringen scheinen. Und oft ließen sich beide Fanszenen etwas einfallen. Da strichen die Bayern-Anhänger schon mal die Stufen in der Löwenkurve rotweiß an.
Brinkmann kann sich jedoch genauso gut an andere große Stunden mit den Bayern-Amateuren erinnern. „2:1 gegen Union Berlin und das 1:0 gegen Dynamo Dresden im Jahr 2008, das waren die ersten beiden Heimspiele der Amateure in der damals neuen Dritten Liga, als wir zu Saisonbeginn mit einem furios aufspielenden Team um Badstuber, Müller und Ekici an die Tabellenspitze stürmten.“ Auch so etwas, was den Charme der Nachwuchsmannschaften gerade bei den Klubs aus Dortmund oder München ausmacht. Mit ein bisschen Glück spielen just jene auf, um die sich in wenigen Jahren halb Europa reißt.
Die kleinen Unterschiede
Überhaupt gleicht sich vieles in München und Dortmund. Auch bei den Bayern-Fans gibt es keine grundlegende Ablehnung des Profibetriebs. Nur eine Handvoll Fans geht prinzipiell nicht nach Fröttmaning, einige mehr würden bei Terminüberschneidungen wohl die Amateure vorziehen. Die meisten besuchen jedoch die Spiele beider Mannschaften.
Einige Unterschiede gibt es jedoch auch. So wird der Münchner Support nicht von den Ultras getragen, was die quantitativen Unterschiede zu den Dortmundern erklärt. Die „Schickeria“ als größte Ultra-Vereinigung steht den Amateuren neutral gegenüber, in der Außendarstellung der Gruppe tauchen sie nicht auf. Eine Frage der Philosophie. „Im Grunde liegt das daran, dass es bei uns seit jeher eine gewachsene Struktur und einen Oldschool-Supportstil gibt“, sagt Brinkmann. Er und viele andere erleben so einen FC Bayern, wie er im großen Rummel um die Profimannschaft oft unter die Räder kommt.
Familiärere Atmosphäre bei Bayern II
Während sich in der Allianz Arena die Fanszene nur sehr mühsam verjüngen kann und Tickets rar sind, können junge Fans bei den Amateuren einfach vorbeikommen. „Die Spieler sind deutlich bodenständiger“, findet Brinkmann. „Was kein Vorwurf gegenüber unseren Profis ist, denn die sind halt das Produkt des heutigen Fußballs und des Medienrummels, der darum stattfindet. Aber bei den Amateuren kann man den FC Bayern einfach in einer deutlich familiäreren Atmosphäre erleben.“
Und noch etwas ist anders, sagt er: „Wir spielen teilweise gegen den Abstieg oder murksen im Mittelfeld rum. Hier mal was anderes zu erleben, als immer nur Favorit zu sein, ist ebenfalls was Schönes, auch wenn es komisch klingen mag.“