Darmstadt sulut sich zum Punkt, in München herrscht Gedächtnisverlust und in Leverkusen macht Brandt den Calhanoglu. Macht wieder nur das Nötigste: unsere 11 des Spieltags.
Aytac Sulu
Dass die Darmstädter eine überraschend gute Rolle spielen, liegt vor allem auch daran, dass sie ein Team voller Spieler wie Aytac Sulu haben. Sulu ist einer jener stürmerverprügelnden Abwehr-Haudegen, die bereits per Grätsche aus dem Bett steigen, zum Frühstück schon die erste Portion Gras fressen und sich ohne blutgetränkten Turban irgendwie nackt fühlen. Solche Typen hätten vor 1200 Jahren die Wikinger zurückgedrängt, heute spielen sie eben bei Darmstadt in der Bundesliga. Hinzu kommt, dass Sulu ab und an – wie etwa gegen Leverkusen oder nun in Dortmund – zur rechten Zeit am rechten Ort steht und ein punktebringendes Tor schießt.
Marcel Heller
Fun fact: Marcel Heller ist so schnell, dass er als einziger im Dortmunder Stadion bereits das Klatschen des Tornetztes hörte, noch bevor er geschossen hatte. Dumm nur, dass er auch so schnell ist, dass er nach dem 1:0 bereits wusste, dass es bald 1:1 stehen würde. Was dann seinen verhaltenen Jubel erklärt. Dennoch: Dieser Marcel Heller ist eine Bereicherung für die Liga. Und das nicht nur, weil er mit seinem Laufstil dafür sorgt, dass Deutschland nun endlich einen Sitz in Monty Pythons „Ministry of Silly Walks“ bekommen hat, sondern auch, weil er alle paar Wochen ein wirklich schönes Tor schießt, wie eben jenes sahniges Volleytor am Sonntag. Danke dafür.
Christian Mathenia
Ebenfalls ein ziemlich Sulu-haftes Kampfschwein scheint Darmstadts Keeper Christian Mathenia zu sein. Der räumte im Spiel gegen Dortmund BVB-Verteidiger Sokratis nach einer Ecke derart aus dem Weg, dass sämtliche Abrissbirnen auf den Baustellen im Dortmunder Großraum ein paar Tränen der Rührung verdrückten. Auch sein Kerngeschäft, das Torwartspiel, scheint Mathenia zu beherrschen. Okaye neun Gegentore in sieben Spielen hat er erst schlucken müssen. Wahrscheinlich, weil sich niemand mehr in seinen Sechzehner traut, da man bereits bei Blickkontakt den ersten blauen Fleck bekommt.
Pierre-Emerick Aubameyang
Auch wenn wir – wie in obigen Beträgen vielleicht durchgeschienen haben könnte – die Darmstädter Kernigkeit durchaus zu goutieren wissen, war es doch der BVB, der spielerisch die bessere Mannschaft war. Vor allem Pierre-Emerick Aubameyang tat sich durch seinen Doppelpack hervor, der ihm nun einen kleinen, feinen Startrekord beschert: Nie vor ihm hat ein Spieler in den ersten sieben Saisonspielen getroffen. Ein Umstand, über den Aubameyang und Marcel Heller angeregt an der Seitenlinie redeten, während neben ihnen das Spiel in Zeitlupe weiterlief.
Julian Brandt
Wenn unsere Recherchen stimmen, hat seit 1994 niemand außer Hakan Calhanoglu in Leverkusen einen Freistoß geschossen. Und warum auch, das wäre, als müsste man nach einer vierstündigen Show von Slash auf die Bühne gehen und mit einer Blockflöte den Flohwalzer spielen. Das kann nur schiefgehen. Dachten wir zumindest, dann strafte uns aber Julian Brandt Lügen und setzte einen Freistoß gegen Werder Bremen so wundervoll unter die Latte, dass Hakan Calhanoglu, der lediglich auf der Bank saß, wahrscheinlich das erste Mal in seinem noch jungen Leben so etwas wie Vatergefühle empfunden haben dürfte. Schön.