Ein heimlicher Held ist Aytac Sulu in Darmstadt schon lange nicht mehr. Auch wegen seiner Kopfballstärke hat das Team vom Böllenfalltor gute Chancen im Abstiegskampf.
Während des nahezu aussichtslosen Relegationsrückspiels gegen Arminia Bielefeld trug die gesamte Mannschaft ein Armband des krebskranken Fans und Freunds Johnny Heimes. „DUMUSSTKÄMPFEN – Es ist noch nichts verloren“. 50 Armbänder hatte Co-Trainer Sascha Franz bestellt, sie sollten während des Spiels zur Quelle des Darmstädter Kampfgeistes werden. „Dieser Junge, er hat uns geholfen in die Zweite Liga, er hat uns geholfen, Geschichte zu schreiben“, rief Sulu nach Spielende. Marco Sailer tätowierte sich prompt den Kampfspruch auf den Arm.
11FREUNDE traf Heimes, Sulu und Franz zum großen Interview »
Kämpfen kann Sulu. 5,7 geklärte Bälle spielt er pro Partie aus der Gefahrenzone. Das ist der fünftbeste Wert aller Bundesligaprofis. 1,6 Tackles im Schnitt sind ebenfalls ein Spitzenwert unter den Innenverteidiger. Sein Trainer sagt: „Aytac hört erst auf, für seine Mannschaft zu kämpfen, wenn er den Kopf unter dem Arm trägt.“
Das käme ohnehin ungelegen, denn was den Darmstädter wirklich ausmacht, ist seine Kopfballstärke. Sechs Tore erzielte er in dieser Saison – fünf davon mit dem Schädel. Sulu hält den Kopf hin. Schon jetzt Karrierebestwert des 30-Jährigen, der diese Statistik bei einer bemerkenswerten Körpergröße von nur 1,83 Meter anführt. Zusammen mit seinem Teamkollegen Sandro Wagner.
Unsaubere Aktionen und lange Bälle
Es ist zugleich das Ergebnis einer endlosen Debatte, die in diesen Tagen geführt wird. Schön anzusehen ist der Fußball der Aufsteiger – der des FC Ingolstadt miteinbezogen – wahrlich nicht. Gute Zweikampfwerte, teils unsaubere Aktionen und eine große Konzentration bei ruhenden und langen Bällen. Genaugenommen bringen beide Mannschaften den Profisport drei bis vier Jahrzehnte zurück. Als Spieler nach Abpfiff zurück in den Alltag gingen und als Autohändler noch etwas dazuverdienten. Effektiv ist es dennoch.
Am Abend ist also Borussia Dortmund am „Bölle“, und der BVB kennt den Darmstädter Verteidiger bereits. Beim 2:2 im Hinspiel traf er in letzter Minute zum Ausgleich, diesmal per Fuß. Trotzdem können sich die Fans schon vor Spielbeginn sicher sein: Aytac hält den Kopf hin – bestimmt auch in der dritten Liga. Er weiß ja, woher er kommt.