Weil der Schlüssel zum Mannschaftsbus fehlt, müssen die Spieler von Desportivo Aves zum Stadion laufen. Nicht der erste chaotische Vorfall beim portugiesischen Erstligisten. Über einen Verein, bei dem es drunter und drüber geht.
So war es noch am Sonntag unklar, ob das für Dienstagabend angesetzte und letztendlich verloren gegangene Spiel gegen Benfica überhaupt stattfinden kann. Aufgrund von nicht gezahlten Versicherungspolicen hatte die zuständige Versicherung ihre Arbeitsunfallversicherung gekündigt, sodass die Spieler weder beim Training, noch beim Spiel versichert waren und somit „nicht spielen oder trainieren können“, wie Estrela Costa, die Managerin der SAD von Aves erklärte. Eine so genante Sociedade Anónima Desportiva ist eine Rechtsform für portugiesische Sportvereine, bei denen die Profiabteilungen ausgegliedert sind und die ähnlich wie Aktiengesellschaften agieren.
Gemäß anonymer Quellen der Correio da Manhã soll die Geschäftsfrau sogar „alles versucht haben, damit es kein Spiel gibt.“ In diesem Zusammenhang könnten auch die Busschlüssel „verschwunden“ sein, die seit Sonntag nicht mehr auffindbar waren. Sie sind allerdings nicht der einzige Verlust, den Aves zu beklagen hat. Die Trophäe des portugiesischen Pokals, den der Außenseiter 2018 überraschend gewann, befindet sich auch nicht mehr in den Einrichtungen des Klubs. Um die Empörung der Fans nicht noch weiter auszureizen, erklärte der SAD von Aves, „dass sich der Pokal immer noch im Besitz der SAD“ befände. Wo genau? Das wurde nicht verraten.
Trotz aller Ungereimtheiten und Probleme stellte sich die Mannschaft dem sportlichen Wettkampf und lief, individuell angereist, gegen Benfica auf. Dazu beigetragen hatte auch das Engagement des Präsidenten António Freitas, dem es auf den letzten Drücker gelungen war, doch noch eine Versicherung abzuschließen und somit die Auflagen des portugiesischen Verbandes einzuhalten. Um ihren Unmut über die chaotische Situation Ausdruck zu verleihen, bewegten sich die Spieler von Aves in der ersten Minute des Spiels keinen Schritt und protestierten stillstehend. Gemeinsam mit den am Spielfeldrand stehenden Ersatzspielern und dem Trainerteam applaudierte sich das Team von Desportivo Aves gegenseitig zu. Für Ricardo Pereira, Portugiese in Diensten von Leicester City, eine starke Geste, wie er auf Instagram mitteilte: „Obwohl der Klub sie seit März nicht mehr bezahlt, geben sie alles für den Klub. Vergesst diese Spieler nicht, wenn die Saison am Sonntag vorbei ist.“
Dass Desportivo Aves am letzten Spieltag in Portimonense antritt, ist derzeit noch nicht ganz sicher. Die SAD verspricht auf der Vereinswebsite immerhin, „alle Anstrengungen zu unternehmen, um sicherzustellen, dass das Team zum Spiel in Protimonense an die Agarve reisen kann“. Dafür soll Präsident Freitas bereits ein Hotel gebucht und einen Bus gemietet haben. Hoffentlich gehen die Busschlüssel dann nicht wieder verloren. Ein Nicht-Antritt könnte sich nämlich auch negativ auf den Fortbestand des Vereins auswirken. Und dann würde wohl nur noch beten helfen. Ave Maria.