Seit Oktober gehört Newcastle United dem saudischen Königshaus. Wie viel Einfluss die Investoren haben, zeigt sich beim Blick auf das Auswärtstrikot der kommenden Saison. Das auf der Insel aktuell für Empörung und Gelächter sorgt.
Newcastle United erlebte eine völlig wirre Spielzeit 2021/22. Im Herbst übernahm der saudi-arabische Staatsfonds PIF 80 Prozent der Anteile des Klubs. 305 Millionen Pfund machte Kronzprinz Mohammed bin Salman dafür locker. Der wiederum de facto das Staatsoberhaupt Saudi Arabiens ist. Und die Fans der Magpies feierten, als hätten sie die Champions League gewonnen.
Es folgten: Überteuerte Wintertranfsers, ein langer und unschöner Abstiegskampf und schlussendlich der vorzeitige Klassenerhalt. Wenig Glamour, wenig Glanz. Vielleicht will sich der stolze Klub aus Nordengland in der kommenden Saison deswegen auch noch stärker an Saudi-Arabien anbiedern, noch interessanter für die, nun ja, potenziellen Fans im Wüstenstaat werden. Fest steht jedenfalls: Newcastle United wird in der Spielzeit 2022/23 auswärts nicht mehr in Schwarz auflaufen wie in dieser Saison. Oder in blau oder grau wie in den Jahren zuvor. Nein, Newcastle United wird in der kommenden Saison in der Fremde aussehen wie ein Doppelgänger der saudi-arabischen Nationalmannschaft.
Denn das Auswärtstrikot, von dem bereits im Mai erste unbestätigte Screenshots im Internet die Runde machten, wurde nun auch vom Klub offiziell vorgestellt. Das Trikot ist weiß, mit einem grün-weißen Kragen, einem grünen Streifen an den Ärmeln, auch das Logo des Klubs ist in grün und weiß gehalten. Den Nationalfarben Saudi-Arabiens, dessen Nationalmannschaft wiederum zuletzt in einem Trikot spielte, das dem zukünftigen von Newcastle United nicht nur auf den ersten Blick sehr ähnlich sieht.
Der Plan dahinter ist denkbar simpel: Der Klub und seine Anteilshalter erhoffen sich durch das Trikotdesign einen erhöhten Absatz in Saudi-Arabien selbst. Und eine stärkere Verankerung des Klubs in der Heimat der Investoren. Herrschte im Herbst noch Euphorie bei den Anhängern der Magpies, wird zumindest im Netz unterschiedlich auf das Trikot reagiert. Sehen einige Fans das wirtschaftliche Potenzial in dem Design, kritisieren andere die fehlende Trennung zwischen Klub und Investor, für die das Trikot exemplarisch stehen würde. Zwar musste der Staatsfond PIF bei der Übernahme der Anteile noch brav und gemäß der Staturen der Premier League attestieren, dass das Investment strikt von den Machenschaften des Staates Saudi-Arabien getrennt ist, doch war das, für jedermann offensichtlich, mehr Lippenbekenntnis als glaubhaftes Statement.
Das neue Auswärtstrikot ist also vermutlich nur ein weiterer Schritt in eine Richtung, aus der es für Newcastle United kaum noch ein Zurück geben dürfte. Denn klar scheint spätestens jetzt zu sein: Saudi-Arabien investiert nicht nur in den Klub, der Staat scheint auch identitätsverändernd auf ihn einwirken zu wollen. Der größtmögliche Erfolg soll so schnell wie möglich her, koste es was wolle – und am besten soll dabei klar zu sehen sein, wer dafür den Weg geebnet hat.
Da passt es kaum ins Bild, dass Newcastles Trainer Eddie Howe zuletzt vermehrt als Bremser auftrat und mehrfach auf das Financial Fairplay der FIFA hinwies. Der Klub könne nicht in einer Transferperiode Unsummen ausgeben, weil ihm das in den folgenden Wechselfenstern auf die Füße fallen würde. „Die Regeln sind da, um das Spiel und das Geschäft zu regulieren, und wir müssen uns daran halten. Also wirkt sich das auf das aus, was wir diesen Sommer tun können“, sagte Howe. Natürlich sei man nicht ambitionslos, im Gegenteil, aber: „Ich glaube daran, dass der Klub dort ankommen wird, wo er hin möchte. Aber wie viel Zeit es dafür brauchen wird, kann niemand voraussehen.“