Unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiteten Nordkoreaner an russischen Confed-Cup-Stadien. Mindestens zehn Arbeiter sollen dabei gestorben sein. Die Fifa schweigt.
Deshalb wird auch die Fifa zum Ziel neuer Kritik von Menschenrechtsorganisationen. „Bauarbeiter in WM-Stadien sind Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt, und die Fifa hat noch nicht gezeigt, dass sie diese Probleme effektiv überwachen, verhindern und beheben kann“, sagt Jane Buchanan, Direktorin für Europa und Zentralasien bei Human Rights Watch. Die Fifa verurteilte die schlechten Arbeitsbedingungen für Nordkoreaner ebenfalls. Doch Human Rights Watch wirft dem Verband vor, seit Bekanntwerden des Skandals in St. Petersburg habe die Fifa nicht öffentlich erklärt, wie sie diese Arbeiter schützen wolle.
Zudem hätten die Fifa und die russische Regierung zwar spürbare Schritte unternommen, die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen etwa mit vierteljährlichen Inspektionen von einem unabhängigen Institut zu überwachen. Allerdings müssten die Ergebnisse auch dokumentiert werden, fordert Human Rights Watch.
Offizielle Nachfrage durch Grindel
Die prekäre Situation der Bauarbeiter wirft einen weiteren Schatten auf den Confed-Cup. Davor kann auch der Weltmeister Deutschland seine Augen nicht verschließen. Auf Tagesspiegel-Anfrage teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit: „Für den DFB gilt, dass die Rechte von Arbeitnehmern auf WM-Baustellen selbstverständlich in vollem Umfang gewahrt werden müssen. Das gilt insbesondere bezogen auf die Arbeitssicherheit und eine marktgerechte Bezahlung.“ Überdies habe DFB-Präsident Reinhard Grindel als Mitglied des Uefa-Exekutivkomitees mit dafür gesorgt, dass das Thema der Beschäftigung von Nordkoreanern auf WM-Baustellen Gegenstand einer offiziellen Nachfrage bei der Fifa wurde.
Der Weltverband hat laut DFB inzwischen versichert, dass in Zukunft Generalunternehmer eine schriftliche Erklärung über Art und Umfang der Beschäftigung von Nordkoreanern abgeben müssten. Seitdem hätten die Inspektoren auf den WM-Baustellen auch keine Nordkoreaner mehr ermittelt.
Die Fifa erfüllt ihre Versprechen nicht
Doch nicht nur Nordkoreaner werden auf den Stadion-Baustellen ausgebeutet. So weist Human Rights Watch in einem Bericht nach, dass Arbeiter aus zentralasiatischen Staaten und Moldau auf sechs WM-Baustellen unter anderem nicht oder verspätet entlohnt würden – oder bei Temperaturen von minus 25 Grad Celsius ohne ausreichende Schutzmaßnahmen arbeiten müssten. „Das Fifa-Versprechen, die Menschenrechte zu einem Herzstück ihrer globalen Operationen zu machen, wurde in Russland auf die Probe gestellt, und die Fifa erfüllt es nicht“, sagt Buchanan.
Die Fifa weist diese Vorwürfe zurück. Obwohl man keine vertraglichen Bindungen mit den Baufirmen habe, unternehme man mehr als jede andere Sportorganisation, um Menschen- und Arbeiterrechte zu schützen, sagt ein Fifa-Sprecher. Allerdings bleibt die Frage, warum der Weltverband bei dieser Problematik nicht so bahnbrechend agiert wie bei dem von Infantino so hoch gelobten Drei-Stufen-System gegen Diskriminierung.