Wie das wiederum den Fußball beeinflusst, zeigt der Fall von Ashta Awaka. Der äthiopische Israeli spielte früher in der „Neighbourhood League“, dem größten sozialen Programm des Klubs. In dieser Schulliga treffen sich 1.800 Mädchen und Jungen aus allen Teilen der Stadt und spielen miteinander Fußball – Juden mit Arabern, Orthodoxe mit Säkularen. Etwas Einzigartiges in einer Stadt, in der die Kinder sonst oft niemanden der anderen Kultur kennenlernen, obwohl sie nebeneinander wohnen.
Ashta Awaka ist heute Profi bei Hapoel Katamon. „Nur durch die ›Neighbourhood League‹ hatte ich die Chance, Profi zu werden. Ich habe dort mein Selbstbewusstsein bekommen und verstanden, dass ich alles erreichen kann.“ Was er damit meint, wird deutlich, wenn man sich im Vereinsheim des Klubs umschaut. Dort hängt ein Plakat aus den Anfangsjahren, im Hintergrund ist Awaka ist zu erkennen – er feuert die Mannschaft als Fan auf der Tribüne an. Heute ist er der Publikumsliebling Hapoel Katamons. In seiner Freizeit kehrt er immer wieder zurück an seine alte Schule, um als Schiedsrichter bei der „Neighbourhood League“ zu helfen. „Bei Hapoel Katamon achten wir nicht auf die Religion oder die Herkunft und wir sehen keine Hautfarben. Das bringen wir auch den Kindern bei.“
Etwas Außergewöhnliches
Das soziale Engagement des Klubs hat auch Shay Aharon dazu gebracht, noch über seine aktive Karriere hinaus bei Hapoel Katamon zu bleiben. Heute ist er Sportdirektor des Vereins: „Es hätte eine Tragödie werden können. Aber zehn Jahre später wissen wir, es war die richtige Entscheidung.“
Vor gut einem Monat traf Sportdirektor Aharon eine weitere richtige Entscheidung. Er holte die israelische Trainerlegende Yossi Mizrahi als neuen Coach zu Hapoel Katamon. „Die letzten zwei Jahre trainierte ich nur noch Jugendmannschaften. Eigentlich hatte ich meine Karriere schon beendet“, sagt Mizrahi. Eigentlich. Denn als Hapoel Katamon ihn anrief, sagte er zu.
„Hapoel Katamon ist ein ganz besonderer Verein. Die Leute, die den Klub gegründet haben – diese Fans sind etwas Außergewöhnliches.“ Daran, dass die Fans bei Hapoel Katamon an erster Stelle stehen, werden Spieler und Coach bei jedem Training erinnert – „Play for the fans!“ steht in großen Buchstaben an den Wänden der Kabine. „Wir sind hier eine große Familie“, sagt Mizrahi.
Was noch fehlt zum großen Glück
Sportlich hat Hapoel Katamon schon fast alle Ziele erreicht – aktuell spielen sie in den Play-Offs um den Einzug in Israels erste Liga. Zum großen Glück fehlt nur noch der Name ihres Ex-Klubs Hapoel Jerusalem. Der steht aktuell kurz vor dem Abstieg in die vierte Liga. Die Katamon-Fans hoffen nun, endlich den Namen „Hapoel Jerusalem“ übernehmen und die Tradition des Vereins weiterführen zu können.
Nicht umsonst haben die Fans damals den Verein nach dem Stadtteil Katamon benannt – dort spielte Hapoel Jerusalem in den 50er und 60er Jahren den erfolgreichsten Fußball der Vereinsgeschichte. Auch Trainer Mizrahi hofft, dass Hapoel Katamon bald als Hapoel Jerusalem auflaufen kann: „Das wäre das Beste – für die Fans, für die Vereine, für Jerusalem.“