Mit seinem Siegtor gegen den VfB Stuttgart hat Ansgar Knauff die Dortmunder Hoffnungen auf die Champions League am Leben gehalten. Steht da schon das nächste BVB-Juwel in den Startlöchern? Seine noch junge Karriere zeigt, dass sich vor allem im Jugendfußball Geduld auszahlen kann.
Es lief die 90. Minute in der Partie zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Dortmund, als Ansgar Knauff auf der rechten Seite den Ball zugespielt bekam. Mit dem zweiten Kontakt legte sich der 19-Jährige den Ball an seinem Kölner Gegenspieler vorbei, startete bis zur Grundlinie durch und bediente mit einer scharfen Hereingabe Stürmer Erling Haaland, der den Ball nur noch ins leere Tor zum 2:2‑Ausgleich einschieben musste.
Gleich in seinen ersten Bundesligaminuten konnte Dortmunds neuer Youngster seine Stärken unter Beweis stellen: Ein explosiver Antritt gepaart mit einem guten Auge für den Mitspieler. Dass neben seinem Tempo auch Dribblings und der Torabschluss zu seinen Stärken zählen, bewies Knauff am vergangenen Spieltag gegen den VfB Stuttgart: Nach seiner Einwechslung bekam er in der 80. Minuten an der linken Strafraumgrenze den Ball zugespielt, zog drei Gegenspieler auf sich und schoss den Ball schließlich platziert zum umjubelten 3:2‑Siegtreffer flach ins rechte Eck. Es war der Abschluss einer für Knauff äußerst gelungenen Woche, nachdem er zuvor am Mittwoch im Champions-League-Viertelfinale gegen Manchester City erstmals in der Startelf des BVB gestanden hatte.
In einer seit Monaten immer mal wieder kriselnden Dortmunder Mannschaft hält somit ausgerechnet ein 19-Jähriger die Hoffnungen auf die erneute Qualifikation für die Champions League am Leben. Dabei stand Knauff bisher klar im Schatten der vielen weiteren BVB-Teenager um Youssoufa Moukoko und Jude Bellingham. Keine ganz unbekannte Situation für den Offensivspieler, wie ein Blick in seine Vergangenheit zeigt.
Geboren und aufgewachsen ist Knauff im niedersächsischen Göttingen. Bei der SVG Göttingen machte er seine ersten Schritte im Jugendfußball. Schon früh war sein Talent nicht zu übersehen. 2014 zeichnete ihn Jürgen Klopp, damals noch Trainer des BVB und als Markenbotschafter beim Opel Familiy Cup anwesend, als besten Spieler des Jugendturniers aus. Der BVB hätte den damals 12-Jährigen gerne sofort in seine Jugendabteilung geholt, doch Knauff und seiner Mutter erschien der Schritt ins Ruhrgebiet zu früh. Stattdessen ging es ein Jahr später erstmal in die U14-Mannschaft von Hannover 96, bevor es 2016 dann doch noch mit dem Wechsel nach Dortmund klappte.
Im Kader der U15 des BVB war Knauff der mit Abstand kleinste Spieler. Von seinem fußballerischen Potential waren in Dortmund trotzdem alle überzeugt. Schließlich hatte es in der Jugendabteilung schon mal einen ähnlich schmächtigen Spieler gegeben, der später und über Umwege zum Gesicht der Profimannschaft werden würde: Marco Reus.
Es sollte bis zur Endrunde der U17-Bundesliga dauern, bis der Rechtsfuß aus dem Schatten seiner Mitspieler um Stürmer Moukoko heraustreten konnte. In drei Spielen gelangen ihm fünf Scorerpunkte und auch in der folgenden Saison in der U19-Bundesliga West glänzte Knauff mit Toren und Vorlagen. Körperlich hatte er zu seinen Mit- und Gegenspielern aufgeschlossen. Als Belohnung folgte sein Debüt in der U19-Nationalmannschaft im September 2020 und schließlich der Profivertrag bei den Schwarz-Gelben Ende November. Nach der Verletzung von Jadon Sancho, der dem BVB mit einem Muskelbündelriss noch eine Weile fehlen wird, setzt nun auch BVB-Coach Edin Terzic auf den 19-Jährigen. Und der zahlt das in ihn gesetzte Vertrauen bislang zurück. Die Geduld der Verantwortlichen hat sich gelohnt. Knauff ist überraschend schnell im Herren-Fußball angekommen. Das verdeutlichen auch seine starken Zahlen in der U23 der Dortmunder in der Regionalliga West. Mit sieben Toren und sechs Assists hat er erheblichen Anteil an der Tabellenführung der Reserve.
Hinter den medial viel beachteten Supertalenten Moukoko, Reyna, Bellingham und Co. konnte Knauff seine starke Entwicklung geräuschlos Schritt für Schritt fortsetzen. Im Saisonendspurt darf er somit auf weitere Einsätze hoffen. Sein Profivertrag beim BVB läuft bis Sommer 2023. Genügend Zeit, sich weiter aus dem Schatten seiner prominenten Team-Kollegen zu spielen.