Durch die Verletztenmisere der Nationalmannschaft zählt Innenverteidiger Robin Koch erstmals zum DFB-Aufgebot. Für den Freiburger sprechen seine Vielseitigkeit, sein untypischer Werdegang – und sein Vater Harry.
Christian Streich versteht es, den hünenhaften Koch geschickt einzusetzen. Polyvalenz ist in seinem Fall Trumpf, zum Beispiel als defensiver Teil einer Doppelsechs. Doch am liebsten steht Koch als zweiter bzw. dritter Part der Innenverteidigung auf dem Platz: „Ich sehe mich als Innenverteidiger, das bleibt meine angestammte Position.“ War Freiburg viele Jahre eine der Schießbuden der Liga, hat der Klub aktuell die drittbeste Abwehrreihe vorzuweisen – bei der Robin Koch den zentralen Verteidiger einer Dreierkette gibt.
Seine große Stärke sind Umschaltmomente: Die Ballannahme, drei, vier Schritte, um dann den öffnenden Pass zu spielen. Im Spiel gegen Dortmund misslang dies zwar in einem entscheidenden Moment, ein Gegentreffer ging auf seine Kappe. Dennoch fallen seine Ruhe und Souveränität am Ball direkt ins Auge. Auch bei Standardsituationen ist Koch eine gefährliche Waffe: Mit Anlauf schmeißt er sich dann in Ecken und Freistöße. Auf diese Weise gelangen ihm auch seine ersten Bundesliga-Tore.
Robin Koch ist in Freiburg genau am richtigen Fleck. Seine Einsatzzeiten sind beständig und stabil, in der Bundesliga verpasste er in dieser Saison keine Minute. Christian Streich fördert und fordert ihn. Und das weiß Koch, dem die Ausbildung im Breisgau wichtig ist: Als im Sommer 2018 eine Anfrage des FC Sevilla an der Schwarzwaldstraße eintrudelte, bestand Koch auf einen Verbleib beim Sportclub, um sich weiter unter seinem Mentor zu entwickeln. Eine Entscheidung, die sich mit der Berufung in die Nationalmannschaft jetzt auszahlt.
Der neue Niklas Stark?
Beim DFB ist es nicht ausgeschlossen, dass Koch die Rolle von Niklas Stark übernimmt – also des bankdrückenden Novizen. Der Herthaner wartete ganze sechs Spiele auf sein erstes Länderspiel, bevor er heute in der Startelf stehen wird. Und mit dieser Rolle wird Koch wohl vorerst zufrieden sein. Auch bei der U21-Nationalmannschaft gehörte der Freiburger selten zur ersten Elf, Stefan Kuntz vertraute eher Jonathan Tah, Timo Baumgartl oder Waldemar Anton. Zumindest den letzten beiden hat er jetzt eine Nominierung für die A‑Nationalmannschaft voraus. Es ist Teil seiner Philosophie, auf die passende Chance zu warten, um dann zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Auf diese Weise ergatterte er sich schon beim SC einen Stammplatz, als er im Oktober 2017 nach fünf Spielen auf der Bank für den verletzten Philipp Lienhart eingewechselt wurde und von diesem Moment an Stammspieler war. Und auch der Bundestrainer beweist mit der Nominierung, dass die Nationalmannschaft ihren eingeschlagenen Verjüngungskurs beibehält.
Vater Harry sagte nach der Nominierung übrigens, dass er „schon stolz“ auf seinen Sohn sei. Und das mit Recht, denn Koch Senior wurde nie in die Nationalmannschaft berufen. Aber vielleicht nimmt ihn sein Sohn ja mal nach einem Länderspiel zur Ehrenrunde mit auf den Platz.