Schon jetzt scheint klar, dass die Corona-Pandemie den Profifußball in seinen Grundfesten erschüttern, wenn nicht zerschmettern wird. Aber vielleicht liegt darin auch eine Chance.
„Werden wir jetzt von Virologen regiert?“, fragt die „Bild“-Zeitung, und wenn man diese Frage mit Ja beantwortet (wofür vieles spricht), dann hat ein gewisser Jonas Schmidt-Chanasit am Donnerstagabend das Todesurteil über den Profifußball in seiner bisherigen Form gesprochen. Er könne sich beim besten Willen nicht vorstellen, sagte der Virologe vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, dass die Fußballpause noch in diesem Jahr endet. Wohlgemerkt: in diesem Jahr, nicht etwa in dieser Saison.
Was die Sprengkraft der etwas versteckt im dritten Programm des NDR gesendeten Botschaft erhöht: Schmidt-Chanasit sprach nicht etwa nur von Spielen vor Zuschauern, sondern explizit auch von den Geisterspielen, die derzeit so etwas wie die letzte Hoffnung der Klubs und der DFL sind. Mit der einleuchtenden Begründung, dass sobald Fußballspiele im Fernsehen liefen, wieder Menschen zusammenkämen, um sie gemeinsam zu erleben. Jeder, der in den letzten Tagen bei schönem Frühlingswetter durch einen Park gelaufen ist, kann sich das lebhaft vorstellen.
Wenn es aber keine Fortsetzung der aktuellen Saison und zumindest auch keine Hinrunde der nächsten gibt, dann wird der Profifußball, wie wir ihn kannten, nicht mehr existieren. In diesem Fall wird das Virus auch demokratisch sein und nicht nur die ohnehin auf der Kippe stehenden Dritt- und Viertligisten in den Abgrund reißen, sondern auch massenhaft Klubs der ersten beiden Spielklassen, bis hin zu den sogenannten Big Playern (nicht zu verwechseln mit Big City Clubs).
Schon im Fall eines – derzeit nicht sehr wahrscheinlichen – milderen Verlaufs wird sich der Fußball auf massive Einschnitte einstellen müssen. Dass zum Beispiel die DFL beim nächsten Fernsehvertrag die eigentlich fest eingeplanten Einnahmesteigerungen verbucht? Unvorstellbar. Weil es nach dem Ende der Pandemie keine TV-Sender geben wird, die so etwas bezahlen können. Und weil kaum Menschen existieren werden, die in der Lage sein dürften, größere Beträge ihres dann hoffentlich wieder existenten Einkommens für solchen Schnickschnack wie Pay-TV auszugeben.