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3. Liga

»> Der Artikel erschien erst­mals in unserer Aus­gabe #207. Zum Heft und allen aktu­ellen Aus­gaben geht es hier ent­lang.

Wie seid ihr denn auf mich gekommen?“

Joe Enochs steht am Zwi­ckauer Haupt­bahnhof, und es ist wirk­lich alles genau so, wie man es sich vor­ge­stellt hat: Enochs ist ein ganz gewöhn­li­cher Typ, Jeans, Win­ter­jacke, Mütze, der jetzt auch mit einem Roman von Knaus­gard in einem Café sitzen könnte. Keine Allüren, kein Gehabe, eine Art Super Normal One. Was erwäh­nens­wert ist, weil im heu­tigen Fuß­ball­zirkus sogar C‑Jugendliche ihre Berater vor­schi­cken und Zweit­li­ga­ki­cker Por­sche fahren.

Die treue Seele

Schon diese Frage, ein biss­chen kokett, klar, aber bei Enochs wirkt sie nicht auf­ge­setzt: Wie seid ihr auf mich gekommen? Als wäre es über­trieben, dass ein Fuß­ball­ma­gazin über einen Ame­ri­kaner berichtet, der mit 376 Par­tien Rekord­spieler des VfL Osna­brück ist. Nach dem sie im Sta­dion an der Bremer Brücke die Kin­der­tri­büne benannt haben. Der dort zwölf Jahre der Mann fürs Grobe im Mit­tel­feld war und einmal, als er gegen die Bayern ein Tor des Monats schoss, sogar der Zau­berer von Os. Der nach seiner Pro­fi­kar­riere zehn wei­tere Jahre beim Verein blieb, als Jugend­trainer, als Co-Trainer, als Trainer der zweiten Mann­schaft, als treue Seele. Der in Osna­brück ver­mut­lich bekannter ist als Lionel Messi und beliebter als der Weih­nachts­mann. Einer, den sie Fuß­ball­gott nennen.

Wie seid ihr denn auf mich gekommen? Okay, zuge­geben, es gibt für diese Geschichte noch einen Anlass, denn es ist etwas pas­siert, womit nie­mand gerechnet hätte: Enochs hat die Stadt Osna­brück, von der er einmal sagte, sie sei schöner als Kali­for­nien, im vorigen Sommer ver­lassen. Und das klingt so, als hätte Uwe Seeler seinen Abschied aus Ham­burg ver­kündet oder Mick Jagger seinen Aus­stieg bei den Rol­ling Stones. Aber es ist wahr. Seit Juli 2018 ist Enochs Trainer des FSV Zwi­ckau. Wie konnte es dazu kommen? Und kann das gut­gehen?

Wer bleibt schon ewig?

Enochs setzt sich ans Steuer seines Volks­wa­gens und fährt durch seine neue Heimat. Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde“, sagt er über seinen Abschied. Ich wusste es seit August 2015.“ Damals war Maik Wal­purgis in Osna­brück ent­lassen worden, und Enochs nahm das Angebot als Chef­trainer an. Es war eine gut über­legte Ent­schei­dung, denn nun stand fest, dass er irgend­wann wei­ter­ziehen würde. Wer bleibt schon ewig Trainer bei einem Verein?