Den Supercup hielt unser Autor jahrelang für eine Witz-Veranstaltung. Nun ist sein Verein plötzlich dabei. Und der Supercup ganz großartig.
Denn plötzlich bin ich in der eigenartigen Lage, dass mein Verein doch mal etwas gewonnen hat. Und zwar nichts, was „Fuji“ oder „Latschenkiefer“ im Namen trägt und in dessen Finale man den KSV Baunatal bezwingen muss, sondern tatsächlich den DFB-Pokal. Ein Ereignis, das mich mit einer Wucht erwischte, die ich ansonsten allerhöchstens noch der Geburt meines ersten Kindes oder dem Landen eines Ufos zutrauen würde. Und das erstaunliche Folgen für mein Dasein als Fan hat.
Das fängt bei ganz rudimentären Dingen an, ich rolle etwa viel seltener die Augen. Auch habe ich das Gefühl, ein wenig aufrechter zu gehen, stehe vielen Dingen gelassener gegenüber. Und: Ich freue mich auf den verdammten Supercup. Dass Gefühl, als ich im Berliner OIympiastadion stand und meiner ehemals notorischen Versagertruppe dabei zusah, wie sie diesen goldenen Pott in die Höhe reckten, hallt noch immer nach. Auch die Gewissheit, dass es durchaus möglich ist, erneut 30 Jahre auf so einen Moment zu warten. Was dem Supercup, dessen Form ich nicht einmal kenne, eine ganz neue Bedeutung verleiht.
30 Jahre als Fan und dann gleich zwei Titel in wenigen Monaten?
Möglicherweise mutiere ich zum Erfolgsfan, stets durstig nach neuen Titeln, aber die Saison quasi mit einem Mini-Double zu beginnen, hätte schon Stil. Dem Ex-Trainer den Einstand versauen, die Bayern ein zweites Mal ärgern, eine weitere Trophäe für den trotz allem ja noch eher dürftig gefüllten Briefkopf sammeln. Und dann bei der Überreichung laut jubeln. Der Konfettiregen würde nicht ganz so üppig ausfallen, der Jubel nicht so euphorisch und wahrscheinlich müsste ich den Ironie-Anteil mit Stadionbier betäuben, was sicherlich machbar wäre. 30 Jahre als Fan und dann gleich zwei bzw. anderthalb Titel in wenigen Monaten? Wer hätte gedacht, dass das wirklich einmal klappen könnte?
Ob im „Nordeck“ mittlerweile ein anderer, aktualisierter Wimpel hängt, auf dem „DFB-Pokalsieger 2018“ prangt, weiß ich nicht. Ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal, ob das „Nordeck“ noch existiert, ich könnte mir gut vorstellen, dass in den letzten Jahren mal jemand an einem Kotelett verendet ist und die Kneipe daraufhin geschlossen wurde. Aber falls der Besitzer den Wimpel noch austauschen will, soll er noch bis Montag warten. Nur für den Fall, dass noch ein Titel dazukommt. Ich würde dann zum Anstoßen mit einem fleckigen Bierglas vorbeikommen.